september 20, 2018: milan, italy - street style outfit during m

Die Geschichte der Fashion Weeks

Geschichte steht dieses Jahr im Fokus der AMD. Die AMD Akademie Mode & Design wird 35 Jahre alt und auch die dazugehörige Bildungsgruppe rund um die Hochschule Fresenius feiert ein besonderes Jubiläum: 175 Jahre.  

Deswegen ist es an der Zeit, anderen geschichtlichen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Der Start in die Fashion Week Saison ist die ideale Möglichkeit, die Geschichte der berühmtesten Mode-Events etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wo die erste Fashion Week stattfand und wie sie sich entwickelt hat, erfährst du im Artikel. 

Ein kurzer Überblick

Es gibt nicht die eine Fashion Week. Jedes Jahr zwischen Ende Januar und Anfang März sowie im September und Oktober werden die neuen Kollektionen in den Modehauptstädten der Welt präsentiert. Damen- und Herrenmode wird dabei getrennt gezeigt. Traditionell stellten Designer:innen Anfang des Jahres ihre neue Herbst- und Winterkollektion vor, Ende des Jahres dann die Mode für den kommenden Sommer. So haben Einkäufer:innen die Chance, die neuen Kollektionen zu kaufen und zu bewerben. Durch Fast Fashion Trends und einen dadurch veränderten Einkaufs- und Einzelhandelszyklus wurde 2016 beschlossen, saisonale Mode zu zeigen. Einige Shows bieten sogar „See now, buy now“ Shows an, deren Mode entweder noch während oder sonst direkt nach der Modenschau gekauft werden kann. 

Als besonders wichtig gelten die Fashion Weeks der Big Four: New York, London, Mailand und Paris. Sie unterscheiden sich nicht nur durch die Labels und Designer:innen, die ihre Kollektionen vorstellen, sondern auch durch die Art der Mode. Paris zeichnet sich durch Haute Couture aus, während New York hauptsächlich verkaufsorientierte Shows organisiert.  

Selbstverständlich finden weltweit weitere Fashion Weeks statt – besonders hervorzuheben sind hier Berlin, Kopenhagen, Los Angeles und Stockholm.  

So zahlreich die Fashion Weeks sind, so vielfältig sind auch ihre Geschichten. 

Modeschauen in den Kinderschuhen

Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn in einem Kleid von Charles Frederick Worth.

Mode wird seit jeher zur Schau gestellt. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wird Mode in „salon shows“ oder „fêtes“ in Paris vor geladenen Gästen der höheren Gesellschaftsschicht präsentiert. Der erste Modedesigner, der saisonale Kollektionen zeigt, war Charles Frederick Worth. Der Engländer gilt als Schöpfer der Haute Couture und kleidete unter anderem Königin Victoria und Kaiserin Sissi ein. In den 1860er Jahren veranstalt er regelmäßige „fêtes“ und gilt damit als Vorläufer der Fashion Weeks. 

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts finden die ersten öffentlichen Modeschauen statt. 1902 präsentiert ein Kleiderhaus in Berlin mit rund 100 Models ihre neue Kollektion – eine absolute Neuheit! Denn über Frauenmode wird in Deutschland erst 1896 auf dem Berliner Frauenkongress das erste Mal öffentlich gesprochen. Die Modenschau des Kaufhauses erregt auch dadurch Aufmerksamkeit, dass es sich um Reformkleider handelte – Kleider, die Frauen mehr Freiheit bieten, sowohl aus gesundheitlichen als auch aus feministischen Gründen. Berlin wird zur wahren Modemetropole und tritt erstmals in der Geschichte der Fashion Weeks auf die Bühne.  

Die älteste Modemesse der Welt

Die sogenannte Berliner Durchreise gilt als älteste Modemesse der Welt. Sie geht zurück auf Tuchhändler, die im 19. Jahrhundert durch Städte und Länder reisten, um ihre Waren anzupreisen. In den 1870er Jahren wurde Berlin eine wahre Modemetropole – allerdings ist die Berliner Durchreise und daraus entstandene, moderne Events eine Modefachmesse und nicht direkt eine Fashion Show. 

175 Jahre Bildung

1848 hat Carl Remigius Fresenius sein Chemisches Laboratorium gegründet. Damit wurde der Grundstein für die heutige Bildungsfamilie gelegt, zu der auch die AMD Akademie Mode & Design als Fachbereich Design der Hochschule Fresenius gehört.

Mehr über das Jubiläum erfährst du auf unserer Jubiläumsseite.

Zur gleichen Zeit veranstalten auch US-amerikanische Kaufhäuser die ersten Fashion Shows, allen voran das Kaufhaus Ehrich Brothers. Nach und nach etablieren sich Modeschauen. Allerdings werden die Shows weiterhin von den Kaufhäusern selbst veranstaltet – entweder im eigenen Geschäft oder in naheliegenden Hotels. Damals sind die Modeschauen ein einziges Spektakel und viel theatralischer als sie es mittlerweile sind. Es gibt Lunches, Getränke und Moderator:innen, die spannende Geschichten passend zum Thema der Show erzählen: Mexiko, die Französische Revolution oder Japan waren gängige Themen der frühen Modenschauen. 

ERSTE GESAMMELTE SHOWS WERDEN ETABLIERT

In den 1920ern gehören Fashion Shows bereits zum Mainstream. In Berlin werden sie in Theatern veranstaltet, in den USA sind sie beliebtes Werbemittel von Geschäften. Aber sie sind weiterhin verstreut und werden von individuellen Kaufhäusern ausgerichtet. Mit dem Zweiten Weltkrieg und der Besetzung Frankreichs durch Deutschland steht die USA vor einem weiteren Problem: Bisher kommen Inspirationen für neue Designs hauptsächlich aus der Modehauptstadt Paris.  

Wegweisend ist die Modejournalistin Eleanor Lambert: 1943 ruft sie die „Press Week“ ins Leben. Erstmals werden alle amerikanischen Modehäuser und die verteilten Fashion Events unter einen Hut gebracht. Das ist der Startschuss für die New York Fashion Week. 

Wer war Eleanor Lambert?

Die Modejournalistin war nicht nur Begründerin der New York Fashion Week, sondern auch Gründungsmitglied des Council of Fashion Designers of America (CFDA), des Museum of Modern Arts (MoMA) und etablierte die Met Gala, auf der Prominente jährlich eindrucksvolle Mode zu bestimmten Themen präsentieren. 

Kurz darauf, Anfang der 1950er Jahre, gibt es auch in Italien die ersten Modeshows: Florenz präsentiert sich als elegante Modestadt. Mit der Gründung des Modeverbandes Camera Nazionale della Moda Italia in Mailand im Jahr 1958 wandern die Fashion Shows allerdings nach Mailand. Erst 1969 wird dort jedoch eine große, internationale Modenschau inszeniert. Paris lässt nicht lange auf sich warten: 1973 findet der erste Vorläufer der späteren Fashion Week in der französischen Metropole statt. Endlich werden Modehäuser gebündelt einem öffentlichen Publikum präsentiert!  

1984 taucht der Begriff „Fashion Week“ dann das erste Mal auf: London inszeniert die London Fashion Week und benutzt die Bezeichnung von da an. New York folgt dem Beispiel im Jahr 1993. 

Fashion Shows der Moderne

Die Fashion Weeks in New York, Paris und Mailand haben deutlich kompliziertere Entstehungsgeschichten als in London – aber in den 1990ern etablieren sich die Big Four als Modezentren mit eigenen, renommierten Fashion Weeks.  

Wo Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts noch Vorreiter war, wurde es durch zwei Weltkriege und den Wiederaufbau still um die deutsche Modestadt. 1997 bietet der Berliner Kudamm den bis dato längsten Laufsteg der Welt mit 1.111 Metern – die Models brauchen fast eine halbe Stunde, um die Mode zu präsentieren. Seit 2003 findet die Berlin Fashion Week in der Form statt, wie sie jetzt bekannt ist – seit 2007 sogar unter diesem Namen.  

Man kann natürlich nicht über die Vergangenheit nachdenken, ohne die Zukunft im Blick zu halten. Durch die Corona-Pandemie und einen stetig wachsenden Nachhaltigkeitsfokus in der gesamten Gesellschaft werden sich Fashion Weeks in Zukunft umstrukturieren müssen. Expert:innen sagen der Zukunft der Mode voraus, dass sie zirkulärer wird, nachhaltiger, digitaler. Schon jetzt widmet sich etwa die Fashion Week Berlin dem Projekt Zukunft, in dessen Rahmen unter anderem digitale Guidelines zum Upcyling alter Kleidung erstellt oder Informationen zum Thema Sustainability im Vorn – The Berlin Fashion Hub bereitgestellt werden. 

Die Zukunft der Mode ist eigentlich das, was Mode schon immer wollte: einen positiven Beitrag zum Leben möglichst vieler Menschen leisten.  Mehr darüber kannst du auch im Interview mit Prof. Sabine Resch lesen.