Auf der Best Graduate Show im Wiesbadener Kurhaus konnten die besten Mode Design (B.A.) Absolvent:innen aller Standorte ihre Bachelor-Kollektionen vor großem Publikum präsentieren. Als krönender Abschluss wurde unter den Besten noch der Beste gekürt: Lennart Krause. Im Interview erzählt der Absolvent mehr über seine gesellschaftskritische Kollektion und warum er der Mode (vielleicht) den Rücken kehren möchte.
Hallo Lennart, erzähl doch einmal kurz, wer du bist und was du studiert hast.
Ich bin Lennart Krause und ich bin 23 Jahre alt. Ich habe gerade an der AMD Hamburg erfolgreich mein Mode Design (B.A.) Studium abgeschlossen.
Wie bist du auf die Idee zu „Fever Dreams of an Orphan Boy“ gekommen?
Für mich war es wichtig, eine gesellschaftskritische Kollektion zu entwerfen, da wir uns in einer sehr starken Zweiklassen-Gesellschaft befinden. Ich engagiere mich neben dem Studium ehrenamtlich und arbeite mit autistischen Jugendlichen zusammen. Dadurch bekomme ich die andere Seite der Realität mit, in einem System, in dem viele Menschen zurückbleiben, weil das Geld für die Förderung fehlt. Der Kontrast zum privaten Hochschulstudium hat mich auf jeden Fall stark geprägt. Deswegen bin ich der Meinung, dass ich als Designer oder Künstler etwas machen muss, was einen Mehrwert schafft und auf gesellschaftliche Themen aufmerksam macht.
Wie ist die Show hinter den Kulissen abgelaufen?
Ich fand es super, dass die Show stattgefunden hat. Das war noch mal eine coole Gelegenheit, die Kollektionen vor größerer Presse und noch mehr Menschen zu präsentieren. Für mich war es sehr viel Aufwand, die Outfits zu transportieren und mit der Kollektion anzureisen. Ich habe sehr, sehr aufwändige und ausladende Outfits mit vielen großen Konstruktionen und Head Pieces. Nichtsdestotrotz war es eine coole Show. Ich war nicht so aufgeregt, da es nicht meine erste Show war. Das Wertvollste war für mich, die anderen Designer der anderen Standorte kennenzulernen, einfach ein paar coole Menschen, die ähnliche Vision haben. Teilweise haben wir sehr unterschiedliche Ansichten und trotzdem wissen alle, wie sie das kreativ ausdrücken.
Was bedeutet die Auszeichnung als Best Graduate für dich?
An sich haben genau die Menschen, die ich mit meiner Kollektion kritisch hinterfragen möchte, mich nominiert. Insofern war es für mich fast schon paradox, dass meine Kollektion gewonnen hat. Aber natürlich bin ich dankbar, vor allem weil die Auszeichnung bedeutet, dass ich in Berlin (auf der Neo.Fashion, Anm. d. Red.) für den Fashion Award nominiert bin.
Was würdest du neuen Studierenden raten?
Neuen Studierenden rate ich, kritisch zur hinterfragen, warum und wie sie Mode machen möchten. Letztendlich muss jeder für sich herausfinden, wie wir das, was wir am besten können, nutzen können, um die Gesellschaft voranzubringen.
Wohin geht es für dich nach dem Studium an der AMD, hast du Pläne?
Für mich ging es jetzt nach dem Studium an der AMD erst mal zur Berliner Fashion Week, wo wir auf der Neo.Fashion noch eine Show hatten.
Danach ist ein Master im Bereich Kostümdesign geplant, um in die Inszenierung, zum Theater und zum Film zu gehen. Ich denke, dass ich meine Talente im Bereich von Bekleidung nutzen kann, um noch viel politischer und viel performativer zu agieren. Dort möchte ich meine Kompetenzen noch vertiefen. Aber ich denke, auf lange Sicht werde ich nicht in der Mode bleiben, sondern eine soziale Karriere anstreben.
Lennarts sozialkritische Kollektion “Fever Dreams of an Orphan Boy” kannst du dir hier ansehen.