Auf der Werkschau in Düsseldorf haben Absolvent:innen des Studiengangs Marken- & Kommunikationsdesign (B.A.) ihre Bachelorarbeiten aus- und vorgestellt. Einige Absolvent:innen stellen ihre Projekte vor und erklären dir die Hintergründe ihrer Arbeiten.
„Meine Oma ist 2018 an Magenkrebs erkrankt. Als Angehörige haben wir festgestellt, dass, wenn eine erkrankte Person oder der Partner nicht die Lust oder die Kraft haben, sich damit auseinanderzusetzen, es ganz schnell bergab geht.
Im Rechercheprozess der Bachelorarbeit habe ich gemerkt, dass es wesentlich mehr Potenzial gibt, um Leute zu unterstützen. Symptome tracken, Flüssigkeitshaushalt tracken und vor allem die Vernetzung der 15.000 Erkrankten in Deutschland.
Die App hat drei große Bestandteile: einen Kalender zum Tracken, einen Selbstbeobachtungsbogen und das Forum.
Für den Prototyp der App wollte ich eine positive, vitale Farbe, die die Unterstützung der App zeigt. Deswegen war grün ganz klar. Ich wollte die Bandbreite der Zielgruppe ansprechen. Wenn ich Fotos genommen hätte, könnten die Leute schnell denken, dass sie nicht so aussehen wie die Models und deswegen nicht für die App geeignet sind.
Deswegen habe ich nur Illustrationen ausgewählt, die zeigen, du kannst ganz normal mit deinen Freunden oder deiner Familie zu Abendessen und du bist auch nicht eingeschränkt im Leben, du kannst wandern gehen, verreisen, alles Mögliche.
Bisher ist die App noch fiktiv, aber ich weiß noch nicht, was die Zukunft bringt.“
Carla Marie Schillings, Marken- & Kommunikationsdesign (B.A.)
„Ich habe für meine Band Suffocate, eine Hardcore Band aus Luxemburg, das Corporate Design und eine Launch Kampagne für das erste Album, das wir dieses Jahr noch rausbringen, gestaltet.
Wir konnten unser Thema für die Bachelorarbeit frei wählen und ich dachte mir, dann mache ich mir den Aufwand für etwas, was ich liebe, und das ist meine Band.
Wir haben innerhalb der Band über das Logo diskutiert – nach 150 Varianten haben wir dann unser Logo gefunden. Das habe ich dann von der digitalen Variante zur analogen Variante gewandelt. Aus diesen analogen Varianten kann man Design-Elemente rausnehmen und diese zu Plakaten oder Merchandise verarbeiten.
Ich habe recherchiert, was der Anfang der Hardcore Szene war. Ganz am Anfang war natürlich alles analog. Die Mischung aus digital und analog gefällt mir gut, weil sie auch heute wieder modern wird. Bei den Farben haben wir uns an den Werten der Band orientiert: Das Violett ist eine Mischung zwischen Rot und Blau, wobei das Rot für die Aggression und das Blau für das menschliche Wohlbefinden steht. Violett ist außerdem die Farbe die für Mental Health, Frauenrechte und Kreativität.“
Noé Steffenmünsberg, Marken- & Kommunikationsdesign (B.A.)
„Ich habe ein Heilungszentrum entwickelt, die komplette Markenbildung und das Corporate Design gemacht.
Dafür habe ich mit Künstlicher Intelligenz Bilder generiert, was sehr spannend war. Ich habe eine eigene Website, eine Posterkampagne und verschiedene Artikel für Fachzeitschriften gestaltet; also ganz viele verschiedene Kommunikationsmittel. Generell wollte ich eine Atmosphäre schaffen, die sehr mit der Natur verbunden ist.
Ich sehe nämlich das Heilungspotenzial in der psychedelischen Therapie und ich denke, dass es sehr großen Nutzen haben kann, wenn wir psychedelische Substanzen in einem therapeutischen und professionellen Setting einnehmen.
Farblich habe ich mich an der Natur orientiert. Der Grünton steht für die Naturverbundenheit und der Gelbton steht für Innovation. Mir ging es vor allem darum, dass die Leute ihr Leuchten wiederfinden.
Das Projekt selbst möchte ich nach dem Abschluss nicht weiterverfolgen. Ich habe mich mit meiner Freundin als Marken- und Kommunikationsdesignerin selbstständig gemacht und wir haben schon den ersten Kunden.”
Alina Kipker, Marken- & Kommunikationsdesign (B.A.)
„50 % aller Frauen werden Opfer von Gewalt unter der Geburt und das äußert sich ganz unterschiedlich. Studien aus Krankenhäusern belegen, dass bei 98 % aller Geburten eingegriffen wird und die Hälfte der Eingriffe nicht notwendig sind.
Es wird eingegriffen, weil eine Geburt ein Verlustgeschäft ist. Geburten werden über Fallpauschalen vergütet. Für eine natürliche Geburt erhält das Krankenhaus 2.000 € von der Krankenkasse, für einen Kaiserschnitt 3.000 €. Eine normale, natürliche Geburt ist aber kein planbares Ereignis und sollte keinen Fallpauschalen unterliegen. An den Spitzen der Kliniken sitzen Ökonomen und keine Mediziner, die diesem wirtschaftlichen Druck standhalten müssen.
Hinzu kommt, dass die Erwartungshaltung an Mütter ist, dass sie Glück empfinden müssen nach einer Geburt, aber gar nicht hinterfragt wird, was die Frauen eigentlich durchgestanden haben. Das ist ein Tabu-Thema.
Meine Kommunikationsmittel, Website, Plakate und so weiter, sind noch fiktiv, es ist die Hoffnung, dass wir das Ganze auch umsetzen. Es ist erschreckend, wie viele Frauen ihre eigene Geschichte zu erzählen haben. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass man in die Kommunikation geht: Awareness, Aktivierung, Aufklärung und die Motivation, sich dagegen auszusprechen. Nur wer aufgeklärt ist, hat die Möglichkeit, sich zu schützen. Wenn man einschätzen kann, was Gewalt ist und wie sie sich im Geburtsverlauf äußern kann. Nur dann kann ich mich gegen Medikamente, Handgriffe oder unnötige Eingriffe aussprechen.”
Paula Rüth, Marken- & Kommunikationsdesign (B.A.)
„Ich war 2017 mit der Schule in Japan und musste da unbedingt in ein Katzencafé, weil ich das Konzept schon aus dem Internet kannte. Ich war total begeistert! Dann habe ich herausgefunden, dass es das in Deutschland auch gibt und bin hingegangen.
Es war sehr enttäuschend, denn in Deutschland ist der Anspruch an das Design und die Atmosphäre der Cafés nicht so hoch wie in Japan. Und das wollte ich ändern. Ich habe während meiner wissenschaftlichen Arbeit, das ist ja die Grundlage für das Corporate Design, beschlossen: Wenn ich schon das Konzept des Ganzen aus Japan übernehme, warum nicht auch das Design?
Ich finde japanische Kunst und japanisches Design extrem ästhetisch und habe überlegt, wenn das Katzencafé irgendwann mal irgendwo öffnet, dann macht Düsseldorf am meisten Sinn. Es ist ja auch die einzige Stadt mit Little Tokyo in Europa, sehr viele Japaner leben hier und da ist der Bezug noch mal sinnvoller.
Ich wollte den japanischen Minimalismus aufgreifen, deswegen das Weiß. Bei den japanischen traditionellen Farbholzschnitten gibt es oben rechts immer so ein kleines rotes Rechteck, in dem die Unterschrift der Künstler:in steht. Daher kommt das Rot. Und das Schwarz entspringt der Kalligraphie-Kunst, die immer mit der tiefschwarzen Tusche gezeichnet wird. Daher kommen die drei Farben.”
Wie bist du auf Marken- und Kommunikationsdesign (B.A.) gestoßen?
„Auf dem Gymnasium hatte ich Kunstleistungskurs, habe auch in jeder Stunde immer gezeichnet und gemalt. Freie Kunst ist aber nichts für mich, weil ich auch sehr logisch und mathematisch denke. Mathe und Kunst waren meine Lieblingsfächer. Deswegen Design, denn bei Design muss man auch logisch denken, Herleitungen bilden, man muss Raster verwenden und dieses Gradlinige, Logische passt zu mir.
Nach dem Bachelor möchte ich noch den Master machen, der fängt erst im Wintersemester an. Deswegen arbeite ich im Sommer in einem Nebenjob, hoffentlich mit Branchenbezug. Danach würde ich gerne zu einer Kreativagentur.”
Lina Tersteegen, Marken- und Kommunikationsdesign (B.A.)