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Der junge Designer Paul Kadjo im Interview

Vor knapp drei Jahren gründete Paul Kadjo sein Modelabel „PROTOTYPE“, mit dem er Anfang dieses Jahres seine erste eigene Kollektion herausbrachte. Von seinem Werdegang, seinen Inspirationen und seinen aufregenden Zukunftsplänen hat uns der 20-Jährige im Interview erzählt.

Erzähl uns doch ein bisschen über dich!

Mein Name ist Paul Kadjo, ich bin halb deutsch, halb Ivorer und wohne nun seit zwei Jahren in Hamburg, wo ich Mode Design (B.A.) an der AMD studiere.

Wie bist du zum Modedesign gekommen?

Angefangen hat alles in den Sommerferien zwischen der neunten und zehnten Klasse: Ich habe mir die Haushaltsnähmaschine meiner Mutter geborgt und einfach drauflos genäht. Zum Abi hin kam dann der Druck dazu, wissen zu müssen, was man später beruflich machen möchte.

Ich fragte mich also, warum ich eigentlich keinen kreativen Weg eingeschlagen sollte – mit einem Job, bei dem ich idealerweise auch noch mein eigener Chef sein kann.

Du studierst gerade im 4. Semester Mode Design an der AMD in Hamburg. In welchen Praxisprojekten konntest du dich bisher am meisten ausleben?

Das größte praxisbezogene Projekt war wohl im letzten Semester gemeinsam mit „Eduscho“. Hier sollte unser Kurs Entwürfe für deren neues Produkt entwerfen. Das hat mir wirklich gut gefallen, da wir dort einen direkten Bezug zum Kunden hatten.

Ansonsten brenne ich natürlich für das Fach Mode Design an sich. Das Drapieren oder der Kampf bei der Verarbeitung sind für mich Herausforderungen, die ich genieße.

Du hast schon sehr jung dein eigenes Label “PROTOTYPE” gegründet. Warum?

Für mich war früh klar, dass ich nicht in die Fußstapfen von jemandem treten möchte, sondern mein eigenes Ding durchziehen will. Das war schon immer so. Ich habe mich also vor circa drei Jahren irgendwie für diesen komplizierteren Weg entschieden und wollte daher so früh wie möglich anfangen, denn es wird ganz sicher keine leichte Aufgabe.

Was war die Inspiration für deine erste Kollektion?

Meine erste Kollektion trägt den Namen „00110001“ – der Binärcode für die Zahl eins. Ich bin innerlich ein Buschmensch, das muss ich ehrlich zugeben. Denn den ersten Teil meiner Kindheit habe ich an der Elfenbeinküste fern von Großstädten verbracht. Und ich bin sehr fasziniert, welch einen schnellen Wandel unsere Gesellschaft durchlebt – besonders in Bezug auf die Digitalisierung.

Ich sehe und lerne überall interessante Persönlichkeiten kennen, die aber in diesem großen System völlig untergehen. Es ist wie ein großer Sog, der uns alle in einen Topf wirft, ohne dass wir es richtig wahrnehmen. Meine Kollektion ist ein Appell an all diese Individuen da draußen, die sich nicht unbedingt durch konventionelle Markenkleidung identifizieren lassen wollen.

Vor kurzem wurdest du von einem Pariser Atelier auserwählt, deine Marke und die Kollektion auf der “Who’s Next Fashion Trade Show“ im September in Paris zu präsentieren. Wie kam es zu diesem Angebot?

Das Angebot bekam ich von Shérif Sy, dem Cofounder und CEO des Atelier Meraki aus Paris, über Instagram.

Wie hat sich das angefühlt?

Im ersten Moment dachte ich, es sei nur wieder irgendeine Werbung. Doch ich wurde nur wenig später von der Sekretärin mit sämtlichen Informationen angeschrieben, und je mehr ich über das Event las, desto mehr wurde mir klar, dass dies der nächste große Schritt für mich sein würde. Und das fühlt sich unbeschreiblich an!

Damit Paul sein Label in Paris präsentieren darf, fehlt es ihm jedoch noch an finanziellen Mitteln für die Standgebühr. Hier kannst du Paul unterstützen

Was erhoffst du dir von dieser Chance?

Ich werde bis zum Ereignis verschiede Produktionsstätten suchen, um dann so auf Abnehmer, Journalisten und Influencer zu stoßen. Ich gehe davon aus, wie ein bunter Hund in Paris aufzufallen. Wenn so alles nach Plan läuft, werde ich noch dieses Jahr in Produktion gehen und eventuell sogar international verkaufen.

Wie unterscheidet sich deine Mode vom restlichen Modemarkt?

Ich hasse plakative und kapitalistische Mode. “PROTOTYPE” bietet dem Kunden qualitative, nachhaltige und gut verarbeitete Kleidung und Accessoires, welche Design in Form von Schnitt oder Drapierungen wiedergeben, statt nur in Form von Drucken.

Die Teile sind Unikate in ihrem Design und es gibt sie nur in sehr kleiner Auflage. Der Komfort steht auch weit vorne, doch sind die Teile nicht unbedingt immer konventionell. Denn es geht auch darum, sich von der Masse abzuheben. Wir sind alle interessante und unterschiedliche Persönlichkeiten – warum sollen wir uns dann alle gleich kleiden?

Wovon lässt du dich generell inspirieren? 

Ich schaue mir sehr wenig Kollektionen von anderen Designern an. Ich weiß, je mehr bereits fertige Kleidungsstücke ich sehe, desto größer ist das Risiko, etwas (wenn auch unbewusst) zu kopieren.

Ich beziehe meine Hauptinspiration von der Natur und Kunstwerken. Letzteres kann ein Gemälde, eine Skulptur oder ein Gebäude sein. Insbesondere traditionelle Kunstwerke sowie traditionelles Handwerk finde ich spannend. Dennoch sind von der Natur geschaffene Formen, Oberflächen, etc. die Inspirationen, welche mich am meisten fesseln.

Gibt es trotzdem auch andere Designer, die dich inspirieren? 

Auf jeden Fall! Von Rick Owens oder Raf Simons über Rei Kawakubo bis hin zu Thom Brown: je unkonventioneller und gesellschaftskritischer, desto besser. Ich liebe Mode, die zum Nachdenken anregt und schon eher in Richtung Kunst geht. Dennoch sind die Urgründer wie YSL, Chanel oder Balenciaga ebenso interessant.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Mein Plan ist es, „PROTOTYPE” als Prêt-à-porter-Label laufen zu lassen, welches seine Inspiration von meinem Haute-Couture-Label, „Paul Kadjo”, nimmt. Dieses soll allerdings auf einer ganz neuen Ebene von Mode fungieren: Mode als Kunst.

Dafür werden neue Kollektionen dann beispielsweise nicht auf dem Runway vorgestellt, sondern auf Kunstausstellungen oder eigenveranstalteten Vernissagen. Zum anderen bin ich immer offen für alles, was kommt, und freue mich schon sehr.

Hier kommst du zu Pauls GoFundMe-Seite.