header_franklin

AMD-Alumnus Frank Lin über die Gründung seines Labels „FRNKOW“

Schon früh entdeckte der in Stuttgart aufgewachsene Designer Frank Lin die Welt der Mode und Medien. An der AMD in München folgte er dieser Leidenschaft und entfaltete sein Talent für’s Design. In seinem Mode Design (B.A.) Studium konnte er für die AMD sogar an der Adobe 99U Conference in New York teilnehmen und gewann mit seiner Abschlussarbeit den AMD Fashion Award. Zwei Jahre später treffen wir ihn erneut. Für ihn beginnt nun ein großes Kapitel. Zusammen mit seiner Schwester Nadja Lin gründete er im letztem Jahr das Menswear- und Lifestyle-Label „FRNKOW“. Die Brand präsentiert nicht nur minimalistische Männermode, im Einklang von traditionellen Pieces in weichen Silhouetten, sondern auch Unterwäsche, Loungewear und Interieur-Objekte.

Dennis Schneider studiert Fashion Journalism & Communication (B.A.) und hat für den AMD-Blog mit Frank Lin über den Weg zur Gründung seiner Brand, Herausforderungen in Zeiten der Pandemie und seine Definition „Neuer Männlichkeit“ gesprochen.


Sie haben bereits früh angefangen in der Kreativ-Branche durch verschiedene Tätigkeiten u. a. als Fotograf, Journalist oder GrafikDesigner Erfahrungen zu sammeln? Wie sind Sie letztendlich zum Modedesign gekommen?

Mode war für mich womöglich immer das Bindeglied dieser verschiedenen Bereiche. Es hat mir immer schon großen Spaß gemacht, mich in jeglicher Form damit auseinanderzusetzen. Irgendwann hat es mir nicht mehr gereicht, sie zu inszenieren, ich wollte sie selbst machen!

Wieso haben Sie sich damals für die AMD entschieden?

Ich bin für die Liebe nach München gezogen und wollte dort auch bleiben. Die AMD hat mich beim Infotag einfach überzeugt.

Wie würden Sie Ihre Studienzeit beschreiben und was hat Sie beruflich und persönlich weitergebracht?

Das Studium hat mir ein textiles Basiswissen ermöglicht, mit dem ich jetzt sehr gut arbeiten kann. Ich merke jetzt erst, wie viel ich in der Zeit tatsächlich gelernt habe. Dafür bin ich sehr dankbar. Da wir jetzt sehr viel selbst machen, kommt mir besonders die handwerkliche Ausbildung sehr zugute.

Zwei Jahre später, mitten in einer merkwürdigen Zeit, gehen Sie einen neuen Schritt. Was hat Sie dazu bewegt, das Menswear – und Lifestyle Label „FRNKOW“ zusammen mit Ihrer Schwester Nadja zu gründen?

Es ist tatsächlich ein blöder Zeitpunkt, sich selbstständig zu machen. Die Gründung war aber seit Jahren so geplant und es ist wirklich nicht so einfach, die Verwirklichung eines Traumes zu verschieben, wenn man bereits damit begonnen hat. Als die Pandemie so richtig in Deutschland ankam, waren unsere Vorbereitungen und Investitionen schon zu weit fortgeschritten. Wie alle anderen auch, konnten wir nicht wissen, was für Auswirkungen das Ganze haben wird und wir haben ernsthaft darüber nachgedacht, abzubrechen. Am Ende haben wir uns dagegen entschieden und es bisher nicht bereut.

Was verbirgt sich hinter dem Markennamen?

FRNKOW ist eine Ableitung meines Vornamens und stammt aus einer Zeit, in der ich wegweisende Entscheidungen für mein Leben getroffen habe, ohne großartig darüber nachzudenken. Es erinnert mich immer daran, dass ich öfter auf mein Bauchgefühl als auf meine Vernunft hören soll. FRNKOW ist also quasi eine andere – leidenschaftlichere – Seite von mir.

Fotos: Eduard Galià

Wer oder was inspiriert Sie bei Ihren Entwürfen

Ich lasse mich stark von Persönlichkeiten inspirieren. Das können fiktive Charaktere aus Büchern oder Filmen sein oder Menschen, die ich auf Social Media entdecke oder persönlich kenne. Ich mag es, eine Welt um eine Person zu erschaffen. Ich brauche für eine Kollektion immer einen Schauplatz und einen Lifestyle.

Ihr Brand verkörpert eine andere Philosophie und Identität als die der herkömmlichen Männermode. Der Zeitgeist spricht zwar oft von „Neuer Maskulinität“, doch wie weit denken Sie, ist die Realität noch davon entfernt?

Die Definition von Männlichkeit hat sich stark verändert, das zeigt sich auch in der Mode und vor allem in den Kampagnen der großen Modehäuser. Vor 10 Jahren wurden noch die üblichen stereotypen Vorurteile bedient, zum Beispiel dass ein Mann vor allem dann männlich ist, wenn er bestimmte körperliche Eigenschaften, eine tiefere Stimme oder einen bestimmten Gang hat. Dieses Bild hat sich inzwischen aufgeweicht und viele sprechen daher von einer „Neuen Maskulinität“. Ich verstehe darunter, dass jeder für sich selbst definiert, was Männlichkeit bedeutet und wie man sie ausleben möchte. Männlich ist, wer sich nicht in Männerrollen zwängen lässt sondern einfach so ist, wie er ist. Mit FRNKOW wollen wir daher keine neue Art der Männlichkeit erfinden. Es geht uns viel mehr darum, Männer in die Lage zu versetzen, sich selbst auszudrücken und wenn sie eine gefühlvolle, emotionale Seite haben, diese zu zeigen, ohne dass ihnen die Männlichkeit abgesprochen wird.

Fotos: Eduard Galià

Made in Germany – wo entsteht Ihre Mode und wie stark gehen Sie auf den Aspekt der Nachhaltigkeit ein?

Der Großteil unserer Kollektion entsteht bei uns in unserem kleinen Studio. Für mich ist es sehr wichtig, dass die gesamte Produktentwicklung der Kollektion hier stattfindet. Wir produzieren in so kleinen Mengen, dass es für Produzenten im In- und Ausland wirtschaftlich wenig Sinn macht, mit uns zu arbeiten. Ich mag es aber, dass wir unabhängig sind und Lieferzeiten und -wege kurz halten können. Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall ein großes Thema. Wir versuchen von Beginn an, so nachhaltig wie möglich zu produzieren, so dass wir später erst gar nicht „umdenken“ müssen, so wie viele große Unternehmen jetzt.

Welchen Tipp können Sie angehenden Modedesignern und Kreativköpfen mit auf den Weg geben?

Erfahrungsgemäß kann ich nur den Tipp geben, so früh wie möglich anzufangen, an seinem Traum zu arbeiten. Das Studium bietet viel Raum für Individualität und dementsprechend kann der Werdegang sehr unterschiedlich sein. Das Selbststudium ist unfassbar wichtig. Nehmt also so viel wie möglich mit, fragt eure Dozenten nach Rat und arbeitet hart. Die Modebranche ist nichts für schwache Nerven.