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Praktikum bei Vogue und Glamour in Paris

Kathrin Rettig zog es schon zu Beginn ihrer Ausbildung in Modejournalismus/Medienkommunikation nach Paris. Während ihres Praxissemesters hat sich die 26-Jährige diesen Traum erfüllt und für ein halbes Jahr im Korrespondenzbüro des Condé Nast Verlags gearbeitet. Von ihren Eindrücken aus der Stadt der Mode erzählt sie uns im Interview.

Wie ist es zu diesem außergewöhnlichen Praktikum gekommen? Warum hast du dich gerade in Paris beworben?

Ich wollte schon zu Beginn des Studiums an der AMD unbedingt mein Praktikum im Ausland machen und natürlich am liebsten in Paris. Zudem hatte ich bereits von diesem Praktikum gehört, das man im Korrespondenzbüro des Condé Nast Verlags absolvieren kann, da eine ehemalige Kollegin davon berichtet hatte.

Besonders gereizt hat mich an Paris die Internationalität und der hohe Stellenwert der Mode als Kunst in dieser Stadt. Paris ist meines Erachtens im europäischen Raum nach wie vor die wichtigste Metropole für Luxusmode und Haute Couture. Ich habe mir erhofft, dort wichtige Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen sammeln zu können.

Was genau waren deine Aufgaben beim Praktikum? Was war dein Praktikumsalltag?

Das Praktikum im Korrespondenzbüro der deutschen Vogue und Glamour kann man sich größtenteils als klassisches PR-Praktikum vorstellen. Meine Aufgaben waren die Anfrage von Samples bei allen in Paris ansässigen Pressestellen der Modehäuser sowie der Versand von Samples für die jeweiligen Shootings und das anschließende Clipping der Magazine.

Meine Arbeitszeiten waren sehr human: Ich habe um 10 Uhr morgens angefangen und konnte in der Regel abends gegen 18 Uhr das Büro verlassen. Fanden Shootings in Paris statt, durfte ich am Set dabei sein und die Stylisten unterstützen.

Einige Wochen vor den Prêt-à-por­ter- und Haute-Couture-Schauen haben wir die Akkreditierungen für die aus Deutschland anreisenden Redakteure organisiert. Während der Fashionweek waren meine Mitpraktikantin und ich dafür zuständig, den zeitlichen Ablauf für die Redakteure zu koordinieren.

Wie war es für dich, nach Paris zu ziehen?

Anfangs hatte ich Bedenken, mich nicht richtig einleben zu können, da ich lange kein Französisch mehr gesprochen hatte und mir die Stadt Paris großen Respekt einflößte. Viele Pariser wirken auf den ersten Blick sehr vornehm und kühl, gerade in der U-Bahn kam ich mir etwas verloren vor. Nach einer kurzen Phase des Einlebens, habe ich jedoch mehr und mehr Gefallen an der französischen “art de vivre” gefunden und gemerkt, dass es gar nicht so schwer ist, Kontakte zu knüpfen.  Nicht zuletzt lag das an meiner Chefin und meinen Kollegen, die einen sehr herzlichen und hilfsbereiten Umgang pflegen.

Würdest du es weiterempfehlen?

Ich würde es jedem empfehlen, wenn er oder sie die Chance hat, einige Zeit in Paris zu leben, diese wahrzunehmen. Paris ist eine Stadt der Gegensätze, Luxus und Armut, Schönheit und Zerfall und auch Vergangenheit und Zukunft treffen hier aufeinander. Die Stadt lässt einen nicht müde werden, sie erkunden zu wollen. Vor allem für Menschen, die in der Fashion-Branche arbeiten, scheint die Fülle an Inspiration unerschöpflich. Ob auf den Straßen, den Cafés oder in den extravaganten Boutiquen der Rue Faubourg Saint-Honoré – man ist umgeben von Mode.

Erzähl uns doch mal von der Stadt! 

Paris hat viele Gesichter. Ob elegant im Café del Flore brunchen oder abends im 10. Arrondissement ein Glas Pastis trinken, hier kann jeder sein wie er ist.  Man sieht Chanel-Kostüme neben zerschlissenen Lederjacken. Außergewöhnlich ist hier gewöhnlich.

Wie war deine Wohnsituation?

Mit meiner Wohnsituation hatte ich großes Glück, zunächst kam ich für einige Wochen in einem Mansardenzimmer (ehemals Chambre de bonne) eines Freundes unter und danach habe ich in einer Zweier-WG in der Nähe der Redaktion, am Parc Monceau, gewohnt.

Was hat dir am meisten Spaß gemacht?

Die unvergesslichen Momente verbinde ich zum einen mit den Shooting-Tagen, wenn ich am Set dabei war und miterlebt habe, was hinter den Kulissen großer Fotoproduktionen passiert. Ich traf Peter Lindbergh und konnte den Set-Designer Thomas Petherick bei seiner Arbeit zuschauen. Ganz besonders in Erinnerung bleibt mir auch der Abend in der Oper, als meine Chefin mich mit zum 70-jährigen Jubiläum von Longchamp mitnahm. Ich war überwältigt von dem Aufwand und der Perfektion solcher Events.

Gab es etwas, das dich überrascht hat, oder war der Redaktionsalltag so, wie du ihn dir vorgestellt hast?

Dank des Vorstellungsgesprächs im Vorfeld des Praktikums konnte ich meine Aufgaben realistisch einschätzen. Die Arbeitsatmosphäre wie man sie aus der “Der Teufel trägt Prada” kennt, gab es nicht. Das Praktikum ist zeitweise auch anstrengend und fordert ein hohes Maß an Konzentration und Zuverlässigkeit, aber genau das hat es für mich interessant gemacht.

War es dein erstes Praktikum in diesem Bereich?

Ich hatte bisher in mehreren Redaktionen gearbeitet, allerdings nicht in der Moderedaktion, sondern im Bereich des Corporate Publishing und im PR-Bereich bei Dorothee Schumacher.

Wie hast du dich persönlich weiterentwickelt?

Ich denke, die Entscheidung in ein Land zu ziehen, dessen Sprache ich nicht fließend spreche und noch dazu in einer Stadt zu arbeiten, die als “hartes Pflaster” in der Modewelt gilt, war eine große Herausforderung, und ich bin sehr stolz diese angenommen zu haben. Es hat mir gezeigt, dass es sich lohnt mutig zu sein und sich Ziele zu setzen, die zunächst unerreichbar erscheinen.

Was hast du gelernt?

Die Modewelt ist der schönste und schrillste Zirkus, den die Welt zu bieten hat. Im Französischen würde das eleganter klingen: “Le monde de la mode est le cirque le plus éblouissant.”

Welche Tipps hast du generell für andere Praktikanten? Und vor allem für Praktikanten, die ihr Praktikum in einer fremden Stadt oder sogar in einem fremden Land absolvieren wollen?

Ich kann nur jedem raten, keine Angst vor Unbekanntem zu haben. Selbst wenn der Anfang schwer fällt, lohnt es sich durchzuhalten. Die Erfahrungen, ob gut oder schlecht, bringen einen voran. Durch das Verlassen der eigenen Komfortzone wächst man in beruflicher und persönlicher Hinsicht.