7f222e_6893f2da85d547399664650be28043ea~mv2

International gefeiert – Karriere-Interview mit Designerin Otilia Vlad

Otilia Vlad entscheidet sich mit 40 Jahren dazu, ihr Leben noch einmal komplett umzukrempeln und sich ihren Traum zu erfüllen. Im Jahr 2013 beginnt sie ihr Modedesign-Studium an der AMD in München. Doch Mode spielte schon immer eine große Rolle im Leben der Designerin: Schon früh interessiert sie sich für Teppichwebkunst, nachdem sie ihrer Großmutter beim Weben zusah. Das entfachte ihre Faszination zu Textilkunst und Tradition. Auch heute spielen diese Faktoren noch eine wichtige Rolle in ihren Kreationen – und diese überzeugen. Mit einem besonderen Augenmerk auf Nachhaltigkeit gewinnt Otilia Vlad verschiedene Modepreise und wird von vielen Kritikern gelobt. Im Interview erzählt die gebürtige Rumänin, wie sie den Mut fand, eine neue Karriere zu beginnen und verrät, worauf Designer Wert legen sollten.

Vor Ihrem Modedesign-Studium an der AMD waren Sie bereits im Interior-Bereich tätig. Wie kam es dazu, dass Sie sich für einen neuen Karriere- und Lebensweg entschieden?

Das war wahrscheinlich die Hand des Schicksals. Kurz vor dem Studium verlor ich meinen Ehemann. Ich brauchte etwas, das meinem Leben weiter Gleichgewicht geben konnte. Meine Kinder waren der Meinung, dass ich einfach meine größten Träume erfüllen muss, und überzeugten mich schließlich.

Das hört sich nach tollen Kindern an! Hat Mode denn schon immer eine Rolle in Ihrem Leben gespielt?

Mode ist für mich schon immer ein Mittel, durch das ich die vielfältige Rolle der Kleidung zeigen kann. Dabei möchte ich heute einen besonderen Akzent auf die Nachhaltigkeit setzen.

Sie fertigen immer Unikate an. Worauf legen Sie beim Designen am meisten Wert? Wie sieht Ihr Designprozess aus?

Meine Arbeit soll immer sehr herausfordernd, innovativ und einzigartig sein. Ich persönlich halte es für notwendig, die bereits existierende Textil- und Modeindustrie positiv zu prägen – durch umweltfreundliche und traditionelle Techniken.

Diese Technik überzeugt! 2017 wurden Sie zum IGFS in Colombo eingeladen und erhielten für Ihre Kollektion durchweg positive Kritik. Was ist das für ein Gefühl, wenn Menschen Ihre Mode schätzen? Spornt Sie das für Ihre zukünftigen Kollektionen an?

Jeder Erfolg motiviert mich sehr und versichert mir gleichzeitig, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Es ist fast unmöglich zu beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man dieses positive und emotional geladene Feedback von den Betrachtern bekommt.

Haben Sie ein Vorbild, von dem Sie sich beim Designen inspirieren lassen?

Ich schätze vor allem die Werke von Alexander McQueen, Yves Saint Laurent, Coco Chanel, Elsa Schiaparelli, Jean Patou und Paul Poiret. Sie zeigten, wie notwendig die Bewegungsfreiheit des Körpers ist und gaben den klassischen Funktionen der Kleidung eine andere Bedeutung.

SIE GEWANNEN AUSSERDEM DIE KATEGORIE „BEST COLLECTION“ BEIM INTERNATIONALEN DESIGNWETTBEWERB IN PORTUGAL. HATTEN SIE EINE BESONDERE VERBINDUNG ZU DER KOLLEKTION

Ich vertrat Deutschland in Porto mit meiner Abschlusskollektion. Sie zeigte meine Botschaft und mein weltweites Statement: Mode kann nachhaltig, individuell und moralisch vertretbar sein. Das ist der Kern meiner ganzen Arbeit. Damit beschäftige ich mich die ganze Zeit.

Eine Kreation von Ihnen wurde in dieser Hinsicht sogar als “Smart Innovation – Design from Bavaria“ bei der Expo Milano 2015 ausgezeichnet. Wie sind Sie auf die ungewöhnliche Idee dieses Holzkleides gekommen?

Das gehört zu meiner Arbeit und definiert mich als Künstlerin und Designerin. Wie gewohnt wollte ich wieder etwas Neues und Verrücktes mitbringen.

Was war das Schwierigste bei der Umsetzung?

Ich arbeite immer allein. Es ist nie einfach, voluminöse, zerbrechliche oder massive Strukturen alleine zu arrangieren.

Welche Botschaft wollten Sie mit dem Kleid vermitteln?

Das ganze Studium war für mich ein Experiment, um die Schönheit und die unsichtbaren Qualitäten der natürlichen, rohen Materialien in den Vordergrund zu rücken. Durch ein Kleid aus Holz konnte ich das gut zeigen.

Viele Kritiker und Designer sprechen von einem Ende der Mode durch Fast Fashion, „See Now, Buy Now“ und durch die generelle Schnelllebigkeit der Industrie. Was sollte sich Ihrer Meinung nach in der Modebranche ändern?

Sie haben vollkommen recht. Deswegen stelle ich mich weltweit als Kämpferin gegen dieses destruktive Phänomen dar. Es wird ein langer Prozess sein, bis solche Initiativen wie meine eigenen bedeutend wirken werden. Aber es lohnt sich!

Was ist Ihr größtes Ziel, das Sie noch erreichen wollen?

Ich werde weiterhin versuchen, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Tradition und Kultur als Schwerpunkte im Unterrichtsprogramm der Modedesign Akademien zu integrieren. Sie sind einige der wichtigsten Inputs für eine kreative, mutige und moralische Entwicklung der Designer. Eine Plattform dafür habe ich schon.

Welchen Tipp können Sie angehenden Modedesignern sonst noch mit auf den Weg geben?

Designer sollten sich klar und individuell definieren. Das heißt, kein Duplikat von bereits etablierten Designern zu werden. Außerdem sollten sie versuchen, die Welt durch die eigene Arbeit zu verbessern. Und das Wichtigste ist wohl, immer sein Ziel im Auge zu haben, auch wenn der Weg dahin schwer und kompliziert sein kann.