header_sustainability_in_fashion

JUST SUST: AMD-Absolventinnen beraten nachhaltige Mode- und Lifestyle-Unternehmen

Wir haben mit Jana Beck und Johanna Rotmann über ihr nachhaltiges Start-up JUST SUST. gesprochen. Die beiden Gründerinnen und AMD Akademie Mode & Design Absolventinnen haben im November 2020 gegründet und sind im aktuellen Run des Inkubator Programms des Pioneer Lab.

Was macht euer Unternehmen?

Wir bieten Professional Services für nachhaltige Mode- und Lifestyle-Unternehmen an. Mit dem Ziel, nachhaltige Produkte erfolgreich zu machen, gestalten wir moderne und spannende Einkaufserlebnisse. Konkret erstellen wir Prototypen von UI und UX Designs zur Online-Shop-Optimierung und geben Empfehlungen zur digitalen Kommunikation und Präsentation der nachhaltigen Produkte. Wir arbeiten in Form von Projekten, bei denen wir über mehrere Monate und in enger Zusammenarbeit Unternehmen beraten, geben aber auch Seminare und Workshops, da wir sehr viel Potential in der internen Weiterbildung der Unternehmen sehen.

Was sind dabei eure USPs?

Es gibt sehr viele Beratungsunternehmen im Bereich Online-Shop-Optimierung und Marketing – auch solche mit Fokus auf Mode- und Lifestylemarken. Was uns jedoch von diesen Unternehmen abhebt, ist die konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.
Wir denken Marketing neu und versuchen von Manipulation hin zu moralisch und ethisch vertretbarem Marketing zu gelangen. Unsere Expertise liegt in der zielgruppengerechten Nachhaltigkeitskommunikation, was bedeutet, dass wir nachhaltige Unternehmen darin unterstützen, die Nachhaltigkeit ihrer Produkte und ihres Unternehmens online richtig zu kommunizieren. Dabei stehen die Schlagwörter Transparenz, Einfachheit, Verständlichkeit und Innovation an oberster Stelle. Diese Ansätze sprechen die Zielgruppe von nachhaltigen Mode- und Lifestyleprodukten an und schaffen das nötige Vertrauen, um mehr Konsument:innen von nachhaltigen Produkten zu überzeugen. Wir sind überzeugt, dass mehr Konsument:innen sich für eine Online-Plattform/einen Online-Shop mit nachhaltigen Produkten entscheiden würden, wenn diese ein modernes und effizientes Online-Einkaufserlebnis bieten und die Nachhaltigkeit ehrlich und verständlich aber trotzdem einfach vermarkten würden.

Wie seid Ihr auf euren Namen gekommen?

Der Name entstand bei einem gemeinsamen Projekt während des Studiums, wo wir ein Konzept für eine Plattform für Second Hand Mode erarbeitet haben. JUST SUST. steht für JUST make SUSTainability mainstream. Wir haben schon damals die Vision kreiert, und die verfolgen wir auch heute noch, dass Nachhaltigkeit irgendwann keine Besonderheit mehr ist, sondern zur Selbstverständlichkeit in der Gesellschaft wird. Mit unseren Professional Services möchten wir die nachhaltige Branche dazu befähigen, eine starke Konkurrenz für die kommerzielle Branche zu werden und stetig zu wachsen. Zusätzlich sollen nachhaltige Produkte keine Alternative mehr sein, sondern die erste Wahl für Konsument:innen!

Bekanntlich sind ja die Köpfe hinter der Idee das Entscheidende. Stellt euch doch mal vor!

Jana ist 27, kommt ursprünglich aus Liechtenstein und ist unsere Organisations- und Kommunikationsheldin. Sie sucht immer den Kontakt zu neuen Kund:innen und Partnern:innen, um unser Business voranzutreiben.
Johanna ist 24, hat in verschiedensten Ländern gelebt und ist die Strategin und leidenschaftliche Analytikerin bei JUST SUST. Sie prüft die Online-Shops unserer Kund:innen bis auf die Nieren und erstellt Konzepte, die keine Fragen offenlassen.
Wir sind seit 5 Jahren ein eingespieltes Team und kennen einander sehr gut. Wir haben zusammen Mode- und Designmanagement an der AMD Akademie Mode & Design in Berlin studiert, dort viele Projekte gemeinsam erarbeitet und auch unsere Bachelorarbeit im Team geschrieben. Das Thema unserer Arbeit war „Was vermissen Konsument:innen beim Online-Kauf von nachhaltiger Mode“, woraus auch unser Geschäftsmodell entstanden ist. Die Vision, Nachhaltigkeit in der  Mode- und Lifestylebranche voranzutreiben, verbindet uns seit einigen Jahren und in Kombination mit unserer Begeisterungsfähigkeit und Diszipliniertheit, haben wir super Voraussetzungen, um die Hürden der Selbständigkeit zu meistern.

Welche Herausforderungen habt Ihr aktuell?

Wir sind in einer Branche unterwegs, die jünger ist und geringere Margen hat und deswegen oft mangelnde Ressourcen für eine Beratung zur Verfügung stehen. Deswegen haben wir uns entschieden, mehr Umfragen und Interviews durchzuführen, um unsere Zielgruppe noch besser zu verstehen und unser Angebot passend auf sie zuzuschneiden. Dabei beschäftigen wir uns auch mit Themen, wie der Festlegung von Honorarhöhen entsprechend dem Umsatz der Unternehmen, der Gewährung von längeren Zahlungsfristen, dem Anbieten von Mentoring zur Selbstbefähigung der Unternehmen und dem gemeinsamen Wachsen.
Außerdem begegnen wir oft der typischen „Berater:innenherausforderung“ und zwar, dass wir Potential sehen, das unsere Kund:innen aber selbst noch nicht erkennen. Es gibt sehr viele „Vorreiter“ in der Branche, die sich darauf ausruhen, dass sie „die Ersten“ waren mit nachhaltigen Geschäftsmodellen. Dabei wird jedoch oft vergessen, wie schnell und wandelbar der Markt ist und die kommerzielle Branche stark aufholt in Bezug auf Nachhaltigkeit. Das bedeutet für die nachhaltige Modebranche, dass diese nur überleben kann, wenn sie sich stetig verbessert und wächst.

Wie steht es bei euch um die Finanzierung?

Bisher konnten wir uns durch anfängliche Projekte und eine Mischung aus Nebenverdiensten und Ersparten ganz gut über Wasser halten. Unser Ziel ist es, jedoch unser Geschäftsmodell im Company Builder genau zu prüfen, Schwachstellen zu identifizieren und unser Angebot so zu anzupassen, dass wir regelmäßig Einkommen generieren können. Gleichzeitig arbeiten wir daran, unser Netzwerk auszubauen, um neue Partnerschaften zu schließen und mehr Kund:innen zu gewinnen. Wir beschäftigen uns auch laufend mit finanziellen Fördermöglichkeiten, wofür wir uns bewerben können.

Wie seid ihr auf den Company Builder aufmerksam geworden?

Wir stehen in engem Austausch mit Melenie und Lilian von The Stitch, welche auch im Company Builder aufgenommen wurden. Die beiden haben uns darauf aufmerksam gemacht.

Welche Erfahrungen habt ihr bisher mit dem Company Builder gemacht?

Wir sind sehr überzeugt von dem Company Builder und haben bisher sehr wertvollen Input gekriegt, der auf unsere Situation angepasst ist. Die Form der Unterstützung schätzen wir besonders, da wir den nötigen Denkanstoß und die nötigen Hilfsmittel für die Umsetzung erhalten, aber der Rest bei uns liegt – genauso wie es sein sollte.

Habt ihr schon einmal daran gedacht, aufzugeben?

Ja, tatsächlich ja. Gründen ist eine enorme Herausforderung und man steht oft sehr stark unter Druck. Gerade auch während Corona zu gründen, hat uns das Networking enorm erschwert, was mitunter das Wichtigste ist, um Fuß zu fassen. Wir sind beide noch jung und möchten mit der Gründung unsere Vision und unsere Leidenschaft verfolgen, aber es liegt nicht in unserem Interesse, entweder ein Burnout zu kriegen oder frustriert zu werden. Aus diesem Grund stand die Frage des Aufgebens im Raum. Wir haben uns dann für den Company Builder beworben, damit wir Unterstützung kriegen und diese große Welle, die auf uns zukam, nicht ganz allein meistern müssen. Zum Glück wurden wir angenommen. Das war für uns Zeichen genug, weiterzumachen und heute können wir sagen – die Unterstützung durch den Company Builder, das Durchhalten und die harte Arbeit machen sich bezahlt!

Habt Ihr Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?

Wir haben nicht das eine konkrete Vorbild, aber wir orientieren uns sehr an anderen Unternehmen, die Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen und die Dinge „neu“ denken bzw. neu kommunizieren. Inspiriert fühlen wir uns z. B. auch von der App für Versicherungsmanagement namens CLARK. Diese hat zwar inhaltlich gar nichts damit zu tun, was wir machen, aber sie haben die traditionelle, langweilige Branche der Versicherungen durch digitale Lösungen und cooles Marketing jung und zugänglich gemacht – und auch wir möchten die Beratung in der Hinsicht anders machen.

Was möchtet ihr gründungsinteressierten Studierenden mit auf den Weg geben?

80 % der Gründungen scheitern. Das muss doch ein Zeichen dafür sein, dass etwas mit der Art wie wir Gründen nicht stimmt? Versucht nicht alles so zu machen, wie andere es machen und messt euch nicht nur an den ganz großen Erfolgsgeschichten. Findet euren eigenen Weg, holt euch Input von unterschiedlichen Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten und vergisst nie: Es soll Spaß machen!

Vielen Dank für eure klaren Worte und den sehr interessanten Input!