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Was macht man im Designmanagement?

Design und Betriebswirtschaft, kreatives Arbeiten und Management – für viele sind das unüberbrückbare Gegensätze. Dass es aber nicht so sein muss, zeigt das Berufsfeld Designmanagement. Doch was ist das überhaupt? Was macht man, wenn man in dem Bereich arbeitet? Und was sollte man können, wenn man einmal eine Karriere im Designmanagement starten will?

Gemeinsam mit unserer Absolventin Lea Jülicher, die heute selbst im Designmanagement tätig ist, und dem Professor für Mode- und Designmanagement Peter Schmies werfen wir einen Blick auf das spannende Berufsfeld, seine Anforderungen sowie Perspektiven und auf den Studiengang Mode & Designmanagement (B.A.).

Das Berufsbild Design Manager:in ist noch relativ unbekannt. Was kann man sich darunter vorstellen?

Peter Schmies: Die Berufsbezeichnung Design Manager:in gibt es tatsächlich eher selten. Es gibt in der Modebranche aber einige Berufe, die zum Designmanagement gehören. Zu diesen zählen das Produktmanagement und das Brand Management, aber auch der Einkauf und im weiteren Sinn auch der Vertrieb. Dabei geht es immer um die Frage: Wie schaffen wir es, dass Design-Produkte unabhängig von der jeweiligen Disziplin sinnvoll entwickelt, umgesetzt und vermarktet werden? 
Lea Jülicher: Im Grunde ist Designmanagement ein Zusammenspiel aus mehreren Disziplinen. Dabei gibt es auf der einen Seite das Design und den kreativen Prozess. Auf der anderen Seite stehen zum Beispiel das Brand Management und der Vertrieb, die entscheiden, was für eine Marke, die Zielgruppe und ganz konkret für die Kund:innen relevant und wichtig ist. Im Designmanagement arbeitet man also an einer Schnittstelle aus ganz verschiedenen Bereichen, wobei es übergreifend um das Management einer Marke, um Konzepte und Prozesse geht.

Welche Gewichtung haben die kreativen und die wirtschaftlichen Aspekte? Worauf kommt es eher an?

Peter Schmies: Man muss sich sowohl auf der kreativen als auch auf der Management-Seite gut auskennen. Und das macht es spannend: Denn Designmanagement ist zunächst einmal eine Management-Disziplin – aber eine, bei der Gestaltung, Entwicklung und Produktion eine wichtige Rolle spielen. Deshalb werden Menschen, die sehr kreativ sind, sich aber mit Strukturen unwohl fühlen, meiner Meinung nach im Designmanagement eher nicht glücklich. Und auch Leute, die sehr strukturiert sind, aber Schwierigkeiten damit haben, eigene Ideen zu entwickeln, werden eher unglücklich. Die Frage ist aber, ob es solche Extreme so oft in Reinform gibt. Denn Kreativität heißt zunächst einmal, neuartige Lösungen zu finden. Es geht also darum, ob ich Bekanntes neu und anders zusammendenken kann und ob ich dann meine Ideen in eine gute Struktur bringen kann.  

Lea Jülicher: Als ich in mein Bachelorstudium in Mode & Designmanagement (B.A.) gestartet bin, habe ich schnell gemerkt, dass mir auch die kreativen Fächer Spaß machen, ich aber keine Person bin, die Gestaltungsfertigkeiten zu ihren Stärken zählen kann. Ich habe aber gelernt, dass ich keine Designerin sein muss, um erfolgreich zu sein. Deshalb glaube ich, dass man im Designmanagement auch als sehr kreativer Kopf oder als ein Mensch, der sehr strukturiert denkt, Erfolg haben kann, wenn man die Bereitschaft mitbringt, sich auch in die jeweils anderen Themenfelder einzuarbeiten.

Welche Aufgaben hat man, wenn man in einem Beruf im Designmanagement arbeitet?

Peter Schmies: Im Designmanagement gibt es viele Richtungen, in die man sich spezialisieren kann. Wenn man zum Beispiel nach dem Studium Produktmanager:in wird, gehört zu den typischen Aufgaben als erstes die Analysephase, in der man unter anderem Märkte, Zielgruppen und das Verhalten der Kund:innen untersucht. Auf dieser Basis definiert man den konkreten Entwicklungsprozess der Produkte und arbeitet hierbei mit vielen unterschiedlichen Bereichen wie dem Design, der Technik, dem Marketing und dem Vertrieb zusammen. Dabei kommt es stark darauf an, dass man alle Beteiligten versteht und sie so zusammenbringt, dass man einen guten Prozess entwickeln kann, in dem alle wissen, was sie machen sollen. Anschließend begleitet man in der Regel auch die Produkteinführung, wobei man die Idee der Produktentwicklung entweder über den Vertrieb zu den Kund:innen transportiert oder mit ihnen direkt in Verbindung tritt. 
Lea Jülicher: Ich habe mich während meines Bachelorstudiums für den Bereich Communications, also Marketing und PR, entschieden und arbeite heute im deutschen Headquarter von Calzedonia, einer italienischen Modefirma. Dabei bin ich als Senior PR & Communication Specialist dafür zuständig, die italienische Kommunikationsstrategie auf den deutschen Markt anzupassen. Zudem machen wir auch eigene Kampagnen, shooten selbst und entwickeln eigene Strategien, um die Produkte zu kommunizieren. Wir haben zusammen mit unserem Brand Management auch die Möglichkeit, die Produkte zu verändern oder neu zu entwickeln, wenn wir der Meinung sind, dass die Produkte aus Italien in Deutschland zum Beispiel andere Farben oder einen anderen Schnitt haben sollten. Bei allen diesen Dingen spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle, weil wir hier sehen, was bei den Konsument:innen gut ankommt, wir also genau wissen, was sie wollen, und dementsprechend reagieren können.

Lea Jülicher studierte Mode & Designmanagement (B.A.) sowie Fashion and Product Management (M.A.) an der AMD Akademie Mode & Design in Düsseldorf. Heute ist sie Senior PR & Communication Specialist bei Calzedonia.

Lea Jülicher studierte Mode & Designmanagement (B.A.) sowie Fashion and Product Management (M.A.) an der AMD Akademie Mode & Design in Düsseldorf. Heute ist sie Senior PR & Communication Specialist bei Calzedonia.

Gibt es dabei so etwas wie einen gewöhnlichen Arbeitsalltag?

Lea Jülicher: Ich bin für vier Marken zuständig, was schon einmal eine große Vielfalt und viel Abwechslung mit sich bringt. Zudem arbeite ich sehr projektbasiert: Es gibt zum Beispiel viermal im Jahr eine Fashion Show, für die wir Konzepte entwickeln, Gäste einladen und Celebrities und Influencer anfragen. Es gibt aber auch Shootings für unsere Kampagnen, für die wir gemeinsam mit dem Brand Management entscheiden, welche Produkte dort im Fokus stehen sollen und welche Themen und Messages wir kommunizieren wollen. Dann geht es an die Organisation und später an die Postproduktion. Mein Arbeitsalltag ist also eine Mischung aus Planung, Kommunikation und dem Treffen von Entscheidungen, wobei – und das ist eines der sehr schönen Dinge – meine Aufgaben jeden Tag anders machen.

Welche Kompetenzen sollte man mitbringen, wenn man Mode & Designmanagement (B.A.) studieren und danach im Designmanagement arbeiten möchte?

Peter Schmies: Bei den Auswahlverfahren für den Studiengang schauen wir vor allem auf drei Kompetenzbereiche. Man sollte erstens analytisch-strukturierende Fähigkeiten, also ein gewisses mathematisches Grundverständnis, mitbringen. Zweitens sollte man kreativ sein, also Spaß daran haben, Ideen zu entwickeln und weiterzuspinnen. Und drittens sollte man gute kommunikative Fähigkeiten haben. Der Studiengang ist also genau das Richtige für diejenigen, die Spaß an Mode haben, aber nicht ins Design gehen wollen. Dabei ist es zunächst wichtig, eine fundierte Basis zu erhalten. Denn das reine Wissen entwickelt sich so schnell, dass es in relativ kurzer Zeit nicht mehr aktuell ist, und auch die Modebranche verändert sich schnell und macht auch aktuell einen riesigen Entwicklungsschritt. Man braucht daher eine gute Grundlage, auf der man mit den zukünftigen Entwicklungen Schritt halten kann. Und das bringt wiederum auch ganz andere Vorteile: Denn wir haben mittlerweile neben Absolvent:innen, die ihren Weg in der Modebranche gehen, auch Alumni, die außerhalb der Branche erfolgreich Fuß fassen. Zum Beispiel arbeitet eine Absolventin heute bei der Lufthansa, wo sie dafür verantwortlich ist, wie die Innenausstattung der Kabinen aussieht. Man hat nach seinem Abschluss also wirklich viele Möglichkeiten.

Prof. Peter Schmies ist Professor für Mode- und Designmanagement   sowie Studiendekan für die Studiengänge Fashion & Product Management (M.A.) und Fashion & Retail Management (M.A.) an der AMD Akademie Mode & Design in Düsseldorf.

Prof. Peter Schmies ist Professor für Mode- und Designmanagement sowie Studiendekan für die Studiengänge Fashion & Product Management (M.A.) und Fashion & Retail Management (M.A.) an der AMD Akademie Mode & Design in Düsseldorf.

Lea Jülicher: Ich hatte zum Beispiel schon in meiner Schulzeit eine große Leidenschaft für Mode und war sehr neugierig darauf, zu erfahren, was man in der Branche alles machen kann. Ich wusste aber schon damals, dass ich keine Designerin sein möchte. Deshalb war der Studiengang für mich perfekt. Ich glaube, wenn man für etwas brennt, sollte man es auf jeden Fall machen, und wenn man dann noch Ehrgeiz und Biss hat, wird es sich schon fast von selbst ergeben, in welche Richtung man später geht.

Warum sollte man in einer so flexiblen Arbeitswelt gerade Mode & Designmanagement (B.A.) studieren? Und warum sollte man es an der AMD tun?

Lea Jülicher: Der Studiengang hat den enormen Vorteil, dass ich etwas mache, mit dem ich mich identifizieren kann, und gleichzeitig ein breites betriebswirtschaftliches Wissen erhalte, das ich später auch in anderen Bereichen anwenden kann. Als ich mich damals für die AMD entschieden habe, haben mich auch der persönliche Kontakt, die Referenzen und die Projekte, über die ich in der Presse gelesen habe, überzeugt. Ich fand die Vielfalt der Studiengänge sehr ansprechend und hatte tatsächlich auch Kommiliton:innen, die in einen Design-Studiengang gewechselt sind, was für sie nicht so einfach wäre, wenn sie an einer Hochschule studiert hätten, an der es diese Studiengänge nicht gibt. Im Studium hat mir dann vor allem die Interaktion zwischen den verschiedenen Studiengängen und Studierenden sehr gefallen, aber auch die Bereitschaft der Dozierenden, über aktuelle Entwicklungen zu sprechen, neue Bezüge aufzuzeigen und das Hier und Jetzt zu thematisieren.

Peter Schmies: Der Studiengang Mode & Designmanagement (B.A.) hat eine gute Mischung aus Zielgerichtetheit und inhaltlicher Breite. Dadurch ist man nach dem Studium bestens auf eine Tätigkeit in der Modebranche vorbereitet und zugleich so breit aufgestellt, dass man mit den Veränderungen, die ohnehin die ganze Zeit passieren, sehr gut Schritt halten kann. Darüber hinaus gibt es bei uns den Studiengang schon seit über dreißig Jahren, das heißt, wir haben eine wirklich große Erfahrung. Was die AMD zudem auszeichnet, sind der große Praxisbezug, die hohe Aktualität der Themen und die individuelle Betreuung. Die Studierenden können, wenn sie möchten, mit ihren Dozierenden im engen Kontakt stehen, bekommen schnell Antworten auf ihre Fragen und werden bei allen Themen unterstützt.

Welche Vorteile hat es, an das Bachelorstudium einen Master anzuschließen?

Lea Jülicher: Ich habe den Master in Fashion and Product Management (M.A.) nicht nur gemacht, um einen höheren Abschluss zu haben. Denn ein Masterabschluss kann durchaus ein Kriterium sein, um einen bestimmten Job zu bekommen, aber ich glaube, dass das in der Modebranche weniger relevant ist als in anderen Branchen. Ich habe nach meinem Bachelor ein Jahr in Vollzeit gearbeitet und dabei gemerkt, dass mein Durst nach Wissen noch nicht gestillt ist. Ich wollte einfach mehr erfahren und meinen Horizont noch mehr erweitern. Das Masterstudium hat mir dann auch neue Interessensfelder eröffnet, die Aktualität der Themen und Projekte war spannend und ich wurde noch einmal mehr gefordert. Es hat mir auch gefallen, dass der Austausch mit den Dozierenden fast schon auf Augenhöhe war und wir in fast allen Fächern über sehr interessante Dinge gesprochen haben. Auch die Inhalte waren noch einmal auf einem ganz anderen Level und brachten mir ein neues Spektrum an Informationen.

Welche Zukunftsaussichten hat man, wenn man nach dem Studium an der AMD im Designmanagement arbeiten will?

Lea Jülicher: Ich arbeite in einer Firma, in der ich schon mein erstes Praktikum hatte. Später habe ich hier noch einmal angeklopft und war sofort wieder drin. Man hat an der AMD allein durch die Praktika einen direkten Kontakt zu Unternehmen und kann zudem hervorragend neben dem Studium arbeiten. Das ist dann auch eine sehr große Hilfe für den Berufseinstieg, weil man auf diese Weise schon Kontakte und damit Möglichkeiten hat, direkt nach dem Abschluss in den Vollzeitjob hineinzugleiten.
Peter Schmies: Was viele Menschen nicht so sehr im Blick haben, ist, dass die Modebranche wirklich groß ist und sehr viele Marktbereiche hat. Wir fördern die Studierenden deshalb aktiv darin, dass sie die ganze Breite des Marktes kennenlernen, in der man wiederum eine Menge machen kann. Ich finde es auch immer wieder klasse, wie viele unserer Studierenden schon einen Job sicher haben, wenn sie ihre Abschlussarbeit schreiben. Es hat mich sogar ein wenig überrascht, dass auch während der Coronapandemie, in der der Jobmarkt alles andere als normal war, sehr viele Alumni sofort einen Job hatten. Das macht mich tatsächlich stolz.