juliekechter-holes_3

Silber für Julie Kechter: Die AMD-Studierende im Interview

Julie Kechter möchte mit ihrer Arbeit ihre Werte kommunizieren. Diese Strategie zahlt sich aus: Ihre Fotostrecke “Holes” wurde mit dem Silbernen Nagel beim ADC-Wettbewerb ausgezeichnet. Im Interview erzählt sie uns von ihrem Marken- und Kommunikationsdesign-Studium, was sie antreibt und von ihren Inspirationsquellen.

Seit wann wusstest du, dass du in dieser Branche arbeiten möchtest?

Bereits in der vierte Klasse hatte ich den Wunsch, irgendwann zu studieren. Meine Mutter schwärmte von ihren Studienzeit als ihre aufregendste Zeit im Leben und ich wollte herausfinden, was dahinter steckt. In der elften Klasse bewarb ich mich dann schließlich an der AMD.

Zum einen führte mich mein großes Interesse an Kunst und Fotografie zum Studiengang Marken- und Kommunikationsdesign. Zum anderen meine Faszination dafür, wie der Markenauftritt die Kaufentscheidung des Konsumenten beeinflusst, oder wie ich es früher bezeichnete, das “Ich hab’s nur gekauft, weil mir die Verpackung gefallen hat.” Diese Branche ist wie mein Wesen selbst, sie bedient sich all ihrer bereitstehenden Mittel, um sich kommunikativ auszudrücken.

Was sind deine größten Inspirationsquellen?

Um mir meiner visuellen Ansprüche bewusst zu werden, konsumiere ich täglich mindestens 15 Minuten Beiträge meiner Lieblingsdesigner, Künstler, Fotografen und Magazine. Einer meiner Lieblingsdozenten legte mir damals etwas ans Herz, das ich auch vertrete: Sobald man sich täglich eine gewisse Zeit bewusst mit Dingen umgibt, die der eigenen Ästhetik entsprechen, fängt man automatisch an, sein Design nach diesem Standard auszurichten.

Zudem darf auch nicht vergessen werden, dass das bewusste Leben und das damit einhergehende achtsame Wahrnehmen seines Umfelds tägliche Inspirationsmomente birgt.

Was möchtest du mit deiner Arbeit ausdrücken?

Ich möchte mit meinen Arbeiten möglichst viele Menschen inspirieren und zum Schaffen anregen. Ich möchte meine Weltsicht anderen Menschen mit allen Sinnen öffnen und dazu einladen, die eigene Sichtweise zu schärfen und zu formen.

Mehr von Julie gibt es auf ihrem Instagram-Profil @der_tschuls.

Was steckt alles hinter dem Beruf Kommunikationsdesigner?

In meiner Kindheit wuchs ich mit den Werten auf, mich nicht über Marken zu definieren. Ich trug, was ich schön fand und benutzte, was praktisch war. Neue Nikes der Marke wegen zu kaufen, waren im wertegeladenen Mama-Regime ein Luxusgut, das ich von meinem eigenen Taschengeld bezahlen musste. Heute schaffe ich als Kommunikationsdesignerin genau das: Ich kreiere oder begleite Marken, die gewisse Werte vorleben, um dem Konsumenten nicht nur das Produkt, sondern eine ganze Geschichte zu verkaufen.

Eine Geschichte, die deinen Käufer wiederkehren lässt und im besten Fall Markentreue generiert sowie deine Brand Message in die Welt hinausträgt – eine Marke kaufen, der Marke Willen. Nun definiert sich jedoch nicht jede Marke durch Prestige – und hier kommt der springende Punkt: Sie lebt dir womöglich Werte vor, die dich inspirieren, umdenken lassen und vielleicht sogar dein Leben verbessern. Getragen von jener Erziehungsmaßnahme, habe ich mir also zum Ziel gesetzt, Werte zu kommunizieren und Lebenseinstellungen zu vermarkten.

Wie hat dir die AMD dabei geholfen, dich weiterzuentwickeln?

Die AMD bot mir seit Tag eins das perfekte Umfeld, um mich weiterzuentwickeln: Kurse, die dich umdenken lassen, Dozenten, die dich anregen, und Kommilitonen, die dich in deinem Schaffen stärken. Das praxisnahe Studieren von Marken- und Kommunikationsdesign ließ mich aus Fehlern lernen und stellte mich vor neue Herausforderungen. Die vielseitigen Aufgabenstellungen lassen mich bald breit aufgestellt aus dem Studium rausgehen und öffnen mir viele Türen.

Bei welchem Uni-Projekt konntest du dich bisher am besten kreativ ausleben?

Meistens waren es die Projekte mit vager Themeneingrenzung, die mich am meisten getriggert haben. Der Kunde möchte gerne A, aber ich geb ihm A und B und C, weil er vielleicht noch gar nicht wusste, dass er B und C auch dringend haben möchte. Es reizt mich unglaublich mein Publikum zu überraschen, indem ich bereits ein paar Schritte weiterdenke.

Die Jack-Wolfskin-Semesterarbeit von Julie Kechter, Carina Hahn, Thi Phuong Nguyen

Besonders gut ging das zum Beispiel bei einem meiner jüngsten Projekte: Jack Wolfskin kam auf die AMD zu, mit dem Wunsch, eine neue T-Shirt-Kollektion zu entwickeln, die sie in einer neuen Zielgruppe positionieren können. Die sollte jung und urban sein und etwas mit der Natur zutun haben. “Bestens!”, dachte ich mir und entschied mich einfach, mein Ding zu machen. “Ich gebe denen, surrealistic Julie-Realness!” Ich dachte mir, entweder es gefällt ihnen und sie nehmen’s oder ich hab eine geile neue Shirt-Kollektion in meinem Portfolio. Beides nicht gerade schlecht!

Aus zwölf verschiedenen Konzepten gingen schließlich drei in die Produktion, darunter auch meins. In einem interdisziplinären Team kreierten wir eine neue T-Shirt-Serie, die mit surrealen Naturlandschaften spielt, alltagstauglich ist und brillante ökologische Farbergebnisse erzielt. Ganz genau so hängt sie nun auch in allen Jack Wolfskin Stores in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Risk and Win! – Das ist, was sich für mich in diesem Projekt einfach abermals bestätigt hat. Am besten kreativ ausleben kann ich mich in Projekten nur, wenn sie mich maximal fordern und den letzen Funken meines Könnens aus mir herauskitzeln. Als Zuckerl dann auch noch sein Konzept tatsächlich realisiert zu sehen, gibt mir Gänsehaut und diese gewisse Sicherheit, einfach das Richtige zu machen.

Wie hat es sich angefühlt, beim ADC-Wettbewerb mit dem Silbernen Nagel ausgezeichnet zu werden? Erzähl uns doch mal von dem Tag!

4 Wochen Hardcore-Organisation

2 Tage zittern, ob die Einreichung rechtzeitig ankommt

3 Stunden Schlaf

8 Stunden Autofahrt

1 Nagel, für den sich alles gelohnt hat

Mit dem zweiten Platz beim ADC-Junioren-Wettbewerb ausgezeichnet zu werden, hat mich absolut überwältigt. Der Silberne Nagel für die Kategorie Craft/Fotografie zeigt mir, dass sich meine grenzenlose Leidenschaft im Design ein weiteres Mal auszahlt und dass man wirklich nie auch nur eine einzige Chance, die sich einem bietet, ausschlagen sollte. Sich selbst immer wieder neu zu challengen, ist so unglaublich wichtig und am Ende auch immer genau das, was dich in deinem Beruf und als Mensch wachsen lässt.

Die Fotostrecke “Holes” war ein Projekt im 5. Semester von Julies Marken- und Kommunikationsdesign-Studium, für das sie beim ADC-Juniorenwettbewerb mit dem Silbernen Nagel ausgezeichnet wurde. Ihre Idee hinter der Strecke: Löcher als visuelle Metapher für die Neugier zu verwenden

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Ich hasse diese Frage! – Alle fragen immer nach einem Plan. Meine Pläne für die Zukunft sind, sich keine konkreten Pläne zu machen.

Ich weiß jetzt, dass mir das Kommunikationsdesign im Blut liegt, und dass ich genau jenes als Skill nutzen möchte, um mich weiterhin kreativ ausdrücken zu können. Ich weiß, dass ich mit dem Abschluss dieses Studiengangs einen überaus großen Vorteil gegenüber allen habe, die sich kreativ verwirklichen wollen und nicht wissen, wie sie diese Visionen auch nach außen richtig kommunizieren können. Und ich weiß auch, dass für mich Kommunikationsdesign definitiv keine Dienstleistung ist.

Damit im Herzen werde ich nach meinem Bachelor meinen Weg in die Zukunft beschreiten und keine einzige Chance, die sich mir bieten wird, hinter mir lassen.

Welche Tipps hast du für angehende Kommunikationsdesigner? 

Bevor ich Jegliches in Angriff nehme, stelle ich mir folgende beiden Fragen: Wozu mache ich das gerade? Mach mit aller Überzeugung bitte immer das, wohinter du zu 120 Prozent stehst und das dich in allen Poren widerspiegelt. Mit allem, was du tust, kannst du einen gewissen Eindruck hinterlassen, und sei es auch nur ein kleiner. Doch vielleicht ist es später genau der, der dich zu deinem nächsten Ziel bringt.

Und: Bin das ich? Schätze Kritik, aber versuche niemals zu gefallen. Unsere Kritiker sind unsere größten Helfer im Leben. Sie holen immer noch ein bisschen mehr aus uns heraus, als wir sonst abgeliefert hätten. Doch verbessere dich bitte nie, um zu gefallen. Wahre Kritik ist gemacht, um dein Selbst in die optimale Form zu feilen, nicht um es passend auf eine gewisse Größe herunterzuformen.