Wenn sie nicht in ihrem Büro sitzt, findet man sie in den Schnitträumen – direkt bei ihren Studenten an den Nähmaschinen: Prof. Claudia Ebert-Hesse ist Studiendekanin des Fachbereichs Design. Die angehenden Modedesigner des vierten Semesters haben in dieser Saison mit dem Modelabel Pierre Cardin zusammengearbeitet. Dafür haben sie jeweils zwei Herren- und zwei Damen-Outfits für die traditionsreiche Marke entworfen. Dekanin Ebert-Hesse unterstützt und leitet die Studierenden während dieser Kooperation.Im Interview erklärt die Diplom-Designerin Wissenswertes über die Marke Pierre Cardin, den anspruchsvollen Wettbewerb und die großen Herausforderungen für die zukünftigen Modedesigner.
Designwettbewerb Pierre CardinxAMDDer Designwettbewerb geht in die zweite Runde!Ein Blick hinter die Kulissen der Pierre CardinxAMD Kooperation – erste Designs und Ideen der AMD Akademie Mode & Design Studenten des 4. Semesters. Wir sind gespannt auf die finalen Designs! 🙂 Der Videobeitrag wurde von den Journalismus Studenten der AMD Düsseldorf begleitend zur Kooperation erstellt.Fortsetzung folgt…
Gepostet von Pierre Cardin Deutschland am Mittwoch, 18. Juli 2018
Die jungen Designer müssen in dieser Kooperation ihre frischen Ideen mit der traditionellen DNA von Pierre Cardin verbinden. Was für ein Kandidat ist die Marke hinsichtlich der Aufgabenstellung?
Pierre Cardin ist für die Studierenden ein eher schwieriger Kandidat. Sie müssen sich in eine DNA hineindenken, mit der man sich als junger Mensch nicht unbedingt identifiziert. Aus meiner Sicht ist aber genau das die wunderbare Aufgabe: zu lernen, sich mit dem Charakter anderer Firmen auseinanderzusetzen, auch wenn sie selbst nicht unbedingt in die Zielgruppe passen. Pierre Cardin bietet ihnen die Möglichkeit, etwas Neues zu entwickeln. Das Zusammenspiel aus Innovation und Altbewährtem – das müssen sie knacken.
Wie sollen die Studierenden den Design-Spirit von Pierre Cardin einfangen?
Der Titel der Arbeit ist „Smarten Up Basic“. Die Aufgabe: das, was die Identität der Marke Pierre Cardin ausmacht, aus studentischer Sicht aufbrechen und neue Aspekte hineinbringen. Die DNA muss auf jeden Fall erkennbar bleiben, aber die Studierenden sollen sich ruhig etwas austoben. Die Ahlers AG und auch wir Dozenten wollen sehen, was sie aus den Klassikern herausholen, und wie sie auf ihre Art und Weise einen Twist hineinbringen. Meine Studierenden sollen querdenken und das Bekannte neu interpretieren.
Was versprechen Sie sich als Designerin und Professorin von dieser Kooperation?
Die Kooperation ist eine Herausforderung für Studierende, praxisorientierte Kollektionen für eine bestimmte Zielgruppe umzusetzen. Wir versprechen uns davon, dass sie sehr früh lernen, praxisnahes Arbeiten anzuwenden, um später einen leichteren Einstieg in die Modebranche zu finden. Außerdem ist es natürlich eine wunderbare Möglichkeit für sie ein Netzwerk aufzubauen, sich zu profilieren und frühzeitig mit der Industrie zu verzahnen. Am Ende wird es einen Gewinner geben, der dann die Möglichkeit erhält mit unseren Kooperationspartnern ein Fotoshooting und ein Booklet zu realisieren. Außerdem wird der Sieger nach Paris geschickt, um dort weitere Kontakte auf französischem Boden auszubauen.
Was wird die größte Herausforderung für die Studierenden sein?
Das ist bei Projekten immer, dass die Studierenden ihre Motivation halten, dass sie es schaffen einen roten Faden durchzuziehen und das Briefing adäquat in eine Kollektion zu übersetzen. Sie muss sowohl den innovativen und modernen als auch den Zielgruppenansprüchen entsprechen. All diese Aspekte zusammenzubringen ist sehr komplex. Es ist wesentlich einfacher für ein fiktives Modelabel zu arbeiten, als für ein sehr konkretes. Und die größte Herausforderung ist es natürlich, mit dem Feedback der Juroren zu arbeiten.
Wo sehen Sie die Marke Pierre Cardin in der Modebranche?
Die Werke Pierre Cardins üben bis heute eine sehr große Auswirkung auf die Modebranche aus. Natürlich existieren durchaus andere Labels, deren Bezug heute aktueller erscheint. Und auch welche, die vielleicht innovativer sind. Dennoch ist die Identität von Pierre Cardin so klar, dass sie bis heute noch wichtig für die Modebranche ist. Insofern steht die Marke auch ein Stück weit für eine Form von zeitlosem Design.
Mit welchen konkreten Ratschlägen stehen Sie den Studierenden während dieser Kooperation zur Seite?
Insgesamt arbeiten zwei Professoren und eine Co-Dozentin fünf Stunden in der Woche mit den Studierenden zusammen. Wir betreuen sie sehr intensiv und gehen ganz individuell auf ihre Fragen ein. Wichtig ist hierbei aber auch, immer wieder die Position derjenigen einzunehmen, die das Briefing gestellt haben. Das heißt nicht nur, die Studierenden zu motivieren, sondern sie auch zu beanspruchen, wenn es mal nicht so läuft. Fördern und fordern – das ist unsere Devise.
Was wünschen Sie sich von Ihren Studierenden?
Ich wünsche mir, dass sie das als eine positive Erfahrung mitnehmen – egal was dabei herauskommt. Es geht nicht darum zu gewinnen, sondern teilzunehmen. Ich wünsche mir, dass sie dieses Projekt als Möglichkeit sehen, sich selbst noch einmal zu prüfen. Sie sollen abwägen, wo sie in ihrer individuellen Designlaufbahn stehen. Zudem wünsche ich mir, dass sie zumindest ein bisschen dankbar für diese tolle Chance sind.
Die AMD hat bereits mit anderen Designern und Marken für ähnliche Projekte zusammengearbeitet. Inwiefern sehen sie hier eine Steigerung in der Kooperation Pierre Cardin?
Die Geschichte von Pierre Cardin ist beeindruckend. Daher ist es eine große Steigerung mit einem internationalen Label arbeiten zu dürfen. Außerdem bietet das Projekt viele Herausforderungen, die meine Studierenden meistern müssen. Wir hoffen natürlich, dass sie dies zu schätzen wissen und diese große Chance nutzen.
Tragen Sie selbst Mode von Pierre Cardin?
Ich würde sehr, sehr gerne Anzüge aus den sechziger Jahren tragen.
Das Interview führten die Modejournalismus/Medienkommunkation-Studierenden Linda Gerolstein und Allegra Isert.