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Afora.World – Das nachhaltige Unisex-Label von Absolventin Christine Metz

In der Nachhaltigkeit liegt die Zukunft der Modeindustrie, sagt Christine Metz. Die 29-Jährige absolvierte 2016 ihr Mode Design (B.A.) Studium an der AMD Berlin und gründete nun mit diesem fairen Leitgedanken das Unisex Mode- und Accessoire-Label Afora.World. Worauf es ihr bei ihren Designs ankommt, wie sie die Fashion-Welt spürbar bereichern möchte und was sie aus ihrer Studienzeit gelernt hat, erzählt sie uns im Interview.

Wie bist du zum Modedesign gekommen?

Ich habe schon immer gerne gebastelt und Dinge selbst gebaut, und in der 8. Klasse hat mir meine Mom dann das Nähen beigebracht. Von da an habe ich mir alles an Bekleidung selber genäht, Geschenke für Freunde, Faschingskostüme, Interior-Design-Elemente wie Vorhänge oder Kissen.

2010 habe ich mit all meinen Einzelstücken (die Stoffe und Materialien dafür hatte ich ausschließlich von Second-Hand-Läden oder Flohmärkten) das Label Fines Designs gegründet. Damit war ich auf kleinen Künstlermessen unterwegs und durfte auch in zwei Retail-Stores in Schweinfurt und Würzburg einige meiner Designs verkaufen. Es hat mich also sehr früh gepackt und mein großer Traum war von da an, Modedesignerin in Berlin werden.

Was waren deine nächsten Schritte?

Ich habe dann langsam dahingearbeitet, unter anderem eine Ausbildung zur Modeschneiderin gemacht. Danach warf ich ein halbes Jahr lang einen Blick in die Hutmacherei und das Hut-Design. Später absolvierte ich den staatlich anerkannten Bekleidungstechniker und dann ging es endlich nach Berlin zum Studieren.

Was hast du an der AMD gelernt, das dich beruflich und persönlich weitergebracht hat?

An der AMD habe ich erstmal gelernt, meine endlosen und sehr wirren Ideen zu sortieren. Und dann das Ganze in ein richtiges Konzept umzuwandeln. Wichtig war, sich mit einem einzigen Thema zu beschäftigen – bis ins kleinste Detail – und daraus eine Kollektion zu schaffen. Ich lernte also, groß zu Denken, und nicht mehr nur so kleinteilig wie früher. Besonders Antje Drinkuth und der ehemalige Design-Dozent Philipp Rupp haben mir dabei sehr geholfen.

Und mir wurde beigebracht, wichtig es ist, Kontakte in der Branche zu knüpfen: andere Unternehmen anzuschreiben, auf Leute zuzugehen und Kooperationen einzugehen – davor keine Angst zu haben, denn was schlimmeres als ein „Nein“ kann dir nicht passieren.

Eines der wichtigsten Dinge war aber wohl das selbstständige Arbeiten und der Leitgedanke „einfach machen“. Es ist immer besser, überhaupt irgendetwas zu machen, um vorwärts zu kommen, als auf der Stelle zu stehen.

Hast du dich durch die AMD bereit für den Berufsalltag gefühlt?

Die AMD hat mich beruflich sehr gut vorbereitet. In meinen Jobs nach dem Studium bei Liebeskind Berlin und Lala Berlin war es zwar der totale Sprung ins kalte Wasser, aber besonders die intensive digitale Ausbildung der AMD, beispielsweise mit den Adobe-Programmen, war so wichtig und half mir quasi zu überleben.

Wie kamst du auf die Idee, das Label Afora.World zu gründen? Spielt Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle in deinem Leben?

Ein eigenes professionelles Label (nach dem verspielten Fines Designs) war schon immer mein Traum. In meinen mittlerweile 13 Jahren Erfahrung in der Bekleidungsbranche habe ich auch gesehen, wie es eben nicht laufen darf – wie viel Müll produziert wird, wie viel entsorgt werden muss, wie die Umwelt und auch die Menschen unfair behandelt werden.

Mir war klar: So hat die Modewelt keine Zukunft mehr. Und mir war auch klar, dass ich, wenn ich etwas starte, dies auf eine nachhaltige Art und Weise tun muss. Ich habe mich schon immer für Upcycling, Recycling und Re-use interessiert und habe auch in einigen Semesterarbeiten und Kollektionen diese Themen behandelt. In meinem alltäglichen Lifestyle – Bekleidung, Lebensmittel – lege ich jetzt immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit; jeder noch so kleine bewusste Schritt ist ein guter.

Hier kannst du Afora.World (@afora.world) auf Instagram folgen!

Erzähl‘ und doch mal von der Marke.

Afora.World bietet nachhaltige Unisex-Bekleidung, vorerst in den Größen XS bis XL, und Accessories an. Die Produkte werden in Berlin entwickelt, ganz traditionell als Papierschnitte. Dann wird auch hier der erste Prototyp genäht, der Schnitt nochmal abgeändert, wenn nötig, und dann zu unserem Produzenten geschickt. Einen geeigneten Produzenten zu finden, hat lange gedauert. Wir hatten anfangs Produzenten in Polen, Portugal und der Türkei bis wir uns am Ende für ein niederländisch-türkisches Unternehmen entschieden haben. Hier waren die regionale Lieferkette und Nachhaltigkeit, Zuverlässigkeit, gute Kommunikation und Transparenz die Auswahlkriterien.

Was ist die Kernaussage von Afora.World?

Afora ist kurz für „All for all“. All for you, all for me, all for all. Wir haben den Anspruch, in jeder Hinsicht fair zu sein: menschen-, tier-, und umweltfreundlich. Dabei sehen wir Nachhaltigkeit als Selbstverständlichkeit an und wollen kein Marketingkonzept daraus machen! Wir fördern das Handwerk, bewahren Traditionen und haben einen sehr hohen Anspruch an die Qualität. Wir entwickeln langlebige, zeitlose Unisex-Klassiker, die zum Lieblingsstück werden, und bieten dabei radikale Transparenz im Hinblick auf Lieferkette und Kostenstruktur.

Worauf kommt es dir besonders beim Design an?

Für mich persönlich ist es ein großes Anliegen, Produkte zu schaffen, die zeigen, dass Öko auch modern aussehen kann und nicht übermäßig teuer sein muss. Zusätzlich ist mir wichtig, dass Produkte nach gewisser Zeit nicht an Wert verlieren dürfen – die Arbeit, die dahinter steckt, muss gesehen und geschätzt werden.

AMD-Absolventin Christine Maria Metz, Founder & CEO von Afora.World

Wo holst du dir deine Inspiration?

Research am aktuellen Markt und bei vergangenen Saisons ist wichtig, aber das hat mich auch schon immer überfordert. Deswegen hält sich das bei mir in Maßen. Mir ist immer wichtig, was mein Bekannten- und Freundeskreis und meine Familie für Ideen und Meinungen haben, da hier die verschiedensten Zielgruppen aufeinandertreffen. Daraus versuche ich, eine Kombination zu schaffen und irgendwie jeden glücklich zu machen.

Gibt es einen Designer, zu dem du aufsiehst?

Einen einzigen Designer gibt es nicht wirklich, aber dafür ein Label, das ich verehre: Ader Error. Unisex, immer wieder anders, modern und frisch, cool und das Wichtigste: immer mit Humor. Ich liebe es.

Was möchtest du mit deiner Mode ausdrücken und verändern?

Das zu beantworten, fällt mir ehrlich gesagt sehr schwer. Spezielle Absichten habe ich nicht. Im Prinzip ist es etwas sehr Persönliches; einen Traum verwirklichen, meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden. Ich möchte eine Community gründen, eine neue Modewelt schaffen: die Afora.World – einer für alle, alle für einen.

Wo liegt deiner Meinung nach die Zukunft der Modeindustrie?

Die Zukunft liegt definitiv in der Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz. Und darin, dass wir das Handwerk zurück ins eigene Land bringen und fördern, indem wir regionaler arbeiten. Unser wohl größtes Ziel ist es, die Produkte irgendwann in unserem eigenen Unternehmen in Deutschland produzieren zu können. Und nachhaltige Produkte für die ganze Familie anbieten zu können.

Welche Tipps hast du für angehende Modedesigner oder Studierende?

Einfach machen, mutig sein, und auch mal zum Ja-sager werden.