Das Bild zeigt eine Hand, die eine Papp-Box zeichnet. In der anderen Hand hält die Person die Papp-Box, die sie zeichnet.

Dein eigenes Start-up gründen: 5 Tipps zur Gründung im Bereich Produktdesign

Deine Selbstständigkeit fängt nicht erst mit der Gründung an, sondern bereits mit deiner Idee und deiner Leidenschaft. Sven Bersch, programmverantwortlicher Studiendekan der Studiengänge Produkt Design (B.A.) und Interior Design (B.A.) an der AMD, gibt dir in diesem Blogbeitrag Tipps, die dir beim Start in deine Selbständigkeit helfen können.

Produktdesign ist kein geschützter Begriff. Deshalb werben viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen mit dem Begriff Design. Um dich als Produktdesigner:in seriös abzugrenzen, solltest du auf jeden Fall etablieren, dass du einen anerkannten Studienabschluss besitzt. Nur der akademische Grad Produktdesigner:in (B.A) oder (M.A) ist geschützt. Möchtest du dein eigenes Start-up in der Kreativwirtschaft gründen, solltest du unbedingt einem Verband beitreten. Dadurch bewegst du dich in einem professionellen Umfeld, in dem du wertvolle Unterstützung durch ein etabliertes und anerkanntes Branchennetzwerk mit seinen Expert:innen erhältst. In Deutschland gibt es zwei relevante Verbände:  

  • AGD Allianz deutscher Designer: Verband für selbstständige Designer:innen aller Design-Disziplinen in Deutschland  
  • VDID Verband Deutscher Industrie Designer: Organisation für Berufsindustriedesigner:innen  

„Dort gibt es jeweils Rechtsberatung, Beratung zu wirtschaftlichen Themen, Netzwerke, Fortbildungen und Förderungen auf verschiedensten Ebenen. Das sind genau die Themen, die wichtig sind, um eine strategische Unternehmensgrundlage aufbauen zu können und mit seiner Leistung wahrgenommen zu werden, damit man seine Leistungen auch verwirtschaftlichen kann“, sagt Sven Bersch. 

Wusstest du, dass du über das Pioneer Lab der Hochschule Fresenius ebenfalls Hilfe beim Etablieren deines eigenen Produktdesign-Unternehmens erhalten kannst? Das Pioneer Lab unterstützt und fördert dich mit deinem Start-up oder deiner Freelance-Karriere. 

Es ist wichtig, direkt von Anfang an auf Augenhöhe zu kommunizieren. Wenn das eigene Produktdesign-Unternehmen noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen steckt, ist es eine Herausforderung, die eigene Expertise klar zu positionieren.  

Am besten ist es, wenn du einen nachvollziehbaren und methodischen Prozess für die Entwicklungsarbeit etablierst, den du deinen Auftraggeber:innen vorlegen kannst. Der Prozess muss faktenbasiert und eindeutig sein, damit er mithilfe entsprechender Monitoringprozesse nachvollziehbar ist. So kann jeder Schritt deiner Designprojekte und deiner Leistungen kalkuliert und nachvollzogen werden. Das sorgt außerdem dafür, dass du mit deiner Kompetenz besser überzeugen kannst.  

Bei der Einschätzung der Designleistungen sollte dir bewusst sein, dass bei einem Entwicklungsprozess eines Projektes in zweierlei Hinsicht Werte entstehen.  

„Zum einen ist das die operative Arbeit, die mit dem Werklohn abgegolten wird, zum zweiten sind das die Nutzungsrechte an den Ergebnissen deiner urheberrechtlichen Arbeit, die man gegen Vergütung vergeben kann“, klärt Sven Bersch auf.  

Deswegen solltest du immer auf das Modell der zweiphasigen Vergütung zurückgreifen. Es besteht aus: 

  1. Dem operativen Leistungsteil, der deine geleistet Arbeit abdeckt. Das sind strategische Beratungsleistungen, Recherchearbeiten, konzeptionelle Entwicklungen und Entwurfsarbeit sowie die Arbeitsschritte auf dem Weg zur Realisierung der Projekte und der weiteren anschließenden Kundenbetreuung. 
  1. Den gestalterischen und erfinderischen Mehrwerten, die durch die Entwicklungsarbeit entstehen und durch die Nutzung/Verwertung der Projektergebnisse dann verwirtschaftlicht werden können.  

Als Produktdesigner:in kreierst du Objekte, die möglichst lange ihre Dienste leisten. Sprich, du solltest dich nicht nur für die reine Entwicklungsleistung bezahlen lassen, sondern auch für den Zeitraum der Nutzung und die Langfristigkeit/Nachhaltigkeit deiner Projekte.  

Die AGD beispielsweise bietet WebApps, mit denen du deinen Stundensatz und deine Designleistungen realistisch kalkulieren kannst. 

„Gestalter haben häufig wenig kaufmännische Erfahrung. Sie schließen oft von dem eigenen Geschmack auf den Bedarf der großen Allgemeinheit. So kann es sein, dass sie ihre Produktidee vorstellen, aber überhaupt nicht den Kontext des Geschäftsfeldes überschaut haben, in dem sie tätig geworden sind”, so Sven Bersch.  

Wenn du ein Start-up gründen möchtest, solltest du daher auf Verbände, Organisationen oder Partnerschaften setzen, die dich mit dem notwendigen Know-how unterstützen. Im Studium kannst du dir dieses Wissen aneignen, indem du dein Augenmerk auf die entsprechenden Seminare legst.  

„Am Anfang des methodischen Gestaltungsprozesses ist vom ‚Design‘ erstmal nichts zu sehen. Das ‚sichtbare Design‘ ist die Spitze des Eisberges, die irgendwann auftaucht, wenn alles andere vorher erarbeitet wurde. Zielgruppenanalyse, Geschäftsfeldanalyse, Geschäftspotenziale erkennen, Investitionen kalkulieren – wenn das alles geklärt ist, werden die Erkenntnisse und Ideen in eine konzeptionelle Phase übertragen”, erklärt Sven Bersch.  

Um als Designer:in wirtschaftlich erfolgreich zu sein, gibt es neben der kreativen Arbeit (fast) nichts Wichtigeres als die Marktforschung, die Recherche und die Berücksichtigung der Ergebnisse im methodischen Gestaltungsprozess.In den USA gibt es einen ganzen Unternehmenszweig, in dem Designer:innen sich darauf spezialisiert haben, Marktlücken zu entdecken und daraus entsprechende Konzepte für Start-ups zu entwickeln, um eben diese Lücken zu füllen.  

„Das ist ein zielführender und richtiger Ansatz”, so Sven Bersch. „Man kann dann Märkte verstehen und sinnhafte Produkte für diese Märkte und Bedarfe entwickeln.” 

„Eine Abgrenzung im Markt ist die Eigenständigkeit eines Produktes, eine Unverwechselbarkeit, auch ‚uniqueness‘ genannt”, sagt Sven Bersch.  

Aber die Unverwechselbarkeit bezieht sich nicht einzig auf die Funktion eines Produktes. Es geht darum, einen Wiedererkennungswert zu schaffen, der Kundschaft überzeugt. Das gilt auch für dein Produktdesign-Unternehmen, das sich als Marke mit positiven Assoziationen und Vertrauenswürdigkeit im Markt etablieren muss.  

Das funktioniert, laut Sven Bersch, am besten über Qualität, Nachhaltigkeit und Service. Deine Kundschaft muss merken, dass nicht nur deine Produktentwicklungen Substanz haben, sondern dein ganzes Start-up mit seinen Prozessen zielführend arbeitet. Natürlich bedeutet das auch, dass du nicht nur eine einzige Leistung in deinem Kompetenzportfolio anbietest, sondern mehrere Leistungen, die sich ergänzen.  

Entwickle ein ganzheitliches Portfolio mit aufeinander abgestimmten Prozessen, sodass deine Kundschaft gerne immer wieder zu dir zurückkommt.  

Für jedes Projekt, gilt: Schon während der konzeptionellen Phase sollte die Nachhaltigkeit mitgedacht werden. Von wem wird das Produkt nachher benutzt, aus welchem Grund? Welchen Ansprüchen muss es genügen und aus welchen Materialen muss es deswegen hergestellt werden? Welche Materialen brauchen welche Prozesse? Wo kommen die Materialien her und wie sind die Beschaffungsprozesse gestaltet? 

Daher solltest du dir schon bei der Konzeption überlegen, ob dein Produkt später regional beziehungsweise in Deutschland hergestellt werden kann. Welche Kosten entstehen, kannst du mit lokalen Firmen kooperieren oder musst du den Produktionsprozess auslagern? Was fallen für Kosten in der Logistik an? Aber egal, wo dein von dir entwickeltes Produkt hergestellt wird: Du solltest den Einfluss deines Produkts auf die Umwelt immer im Sinne eines komplexen, dynamischen Gefüges im Blick behalten. 

Dazu zählt nicht nur die Frage, ob die einzusetzenden Materialien nachhaltig, abbaubar oder recyclebar sind, sondern auch die Prozesse selbst. Kannst du die Prozesse kontrollieren und nachvollziehen, wie gearbeitet wird? Es ist wichtig, dass die Unternehmen, mit denen du zusammenarbeitest, ebenfalls nachhaltig agieren. Dabei geht es um mehr, als dass sie grünen Strom beziehen oder ein in einem klimapositiven Unternehmensgebäudesitzen.  

„Man muss immer schauen, wie man haushaltet. Sowohl mit Energien als auch mit Materialien und menschlichen Ressourcen”, sagt Sven Bersch. „Die scheinbar unendlichen Möglichkeiten, die wir durch Technologien haben, müssen wir dabei mit unseren Kompetenzen genau hinterfragen.” Denn auch die Digitalisierung von Prozessen benötigt Ressourcen, die du berücksichtigen solltest. 

Schon im Entwicklungsprozess deines Produktes solltest du festhalten, was es zum Beispiel für „After Sales“ Konzepte geben könnte. Können kaputte Produkte ausgetauscht oder repariert werden? Kannst du in deinen Konzepten Rücknahmekreisläufe strategisch planen und etablieren, damit die Rohstoffe deiner Produkte wiederverwendet werden können?  

Diese vielschichtigen Ebenen und Prozesse zu berücksichtigen, lernst du im Studium. Das Produkt Design (B.A.) Studium an der AMD ist nachhaltig ausgerichtet und bietet dir dazu entsprechende Seminare in verschiedenen Modulen an, die sich mit den komplexen Themen der Kreislaufwirtschaften beschäftigen. 

Insgesamt ist eine Unternehmensgründung natürlich ein tiefgreifender und differenzierter Prozess, der entsprechenden Vorlauf benötigt und auch entsprechendes Beratungs-Know-how aus einem zu etablierenden Expertennetzwerk erfordert. Neben deinem Studium kannst du durch unsere Gründungsförderung weitere wirtschaftliche Skills entwickeln.