Das Bild zeigt ein beleuchtetes Wahrzeichen Mailands.

Mailand: ein Zuhause weit weg von Zuhause

Vivien Vetterkind hat in der Modestadt Mailand ihr Auslandssemester verbracht. Im Blog kannst du alles über die Vorbereitung, Organisation und ihre Erfahrungen in der italienischen Metropole lesen.

Vorbereitung & UNterkunft

Die Vorbereitung für meinen Auslandsaufenthalt verlief ohne große Komplikationen. Die Organisation und Kommunikation mit der Gasthochschule und meiner Heimathochschule war
unkompliziert, und ich bekam bei allen aufkommenden Fragen umgehende Unterstützung durch das International Office. Das vorab erstellet Learning Agreement machte meine Einschreibung für die passenden Kurse regelungsleicht. Da meine private Krankenkasse alle Leistungen im Ausland abdeckte, war eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung nicht nötig.

Um in Mailand eine passende Unterkunft zu finden, benötigt man von der Agenzia elle Entrate einen Codice Fiscale, welcher beispielsweise für die ATM-Karte (öffentliche Transportmittel) oder für das Abschließen anderer Verträge wichtig ist. Diesen kann man online beantragen.

Denjenigen, die einen Auslandsaufenthalt in Mailand anstreben, empfehle ich, möglichst früh mit der Suche einer geeigneten Unterkunft zu beginnen. Leider war mir dies nicht ganz möglich, da die Rückmeldung über eine Zusage an der Gasthochschule erst relativ spät erfolgte. Zwar empfahl mir die Partnerhochschule einige Webseiten zur Wohnungsfindung, doch machte die Kürze des Zeitraumes vor Semesterbeginn es nahezu unmöglich, ein Zimmer in adäquatem Zustand und universitäts- bzw. zentrumsnahem Umfeld zu buchen. Generell sind viele (Altbau-)Apartments in Mailand in einem nicht sonderlich guten Zustand und das Preis-Leistungs-Verhältnis unausgeglichen. Allerdings ist es bei frühzeitiger Recherche möglich, günstigere Alternativen zu finden.

Nichtsdestotrotz war die Wohngemeinschaft (14 Mitbewohner*innen), in der ich letztlich unterkam, eine tolle Erfahrung. Zunächst war ich ein wenig unsicher, wie sich das Zusammenleben in einer so großen WG gestalten würde. Dies war jedoch ein großartiges Erlebnis, da ich auf diesem Wege viele Freundschaften geschlossen und Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt habe.

Studium an der Gasthochschule

Das Studium an der Gasthochschule war sehr lehrreich und dem Learning Agreement entsprechend
ähnlich aufgebaut wie an meiner Heimathochschule. Der Fokus war jedoch industrieorientierter,
was vermutlich an der engen Verknüpfung der Stadt zur Modeindustrie lag. Da meine Leistungen
an meiner Heimathochschule komplett anerkannt werden sollten, war ich bei der Kurswahl auf die
im Learning Agreement festgelegten Kurse fokussiert.

Die italienische Gasthochschule stellte es mir jedoch frei, zusätzliche Kurse (ohne Credits zu sammeln) zu besuchen. Die Sprachbarriere stellte kein Problem dar, da ein internationaler Fokus in allen Vorlesungen herrschte. Dadurch, dass in meinem Studiengang die Kurse oft sehr klein sind, war ein 1:1 Austausch mit den Dozent*innen stets möglich, wobei er im Vergleich zu meiner deutschen Heimathochschule weniger persönlich war.

Das International Office vor Ort half bei Fragen, auch wenn manchmal sehr zeitverzögert. Ein Problem war allerdings, dass ich neben den Vorlesungen in Italien noch an Vorlesungen in Deutschland teilnahm, die sich häufig überschnitten. Ich fand in Absprache mit dem Prüfungsamt jedoch Lösungen.

Die Hälfte meiner Kommilitoninnen waren International Students, die andere Hälfte Italiener*innen. Zudem waren zwei weitere Mädchen in meiner Klasse, welche ebenfalls ein Semester im Ausland absolvierten.

Im Semesterverband fühlte ich mich äußerst wohl. Wir wurden schnell integriert und sehr willkommen aufgenommen. Bei Fragen halfen alle im Kurs gerne. Ich habe tiefe Freundschaften geschlossen und viele wichtige Connections gesammelt, die ich auch nach meinem Auslandsaufenthalt pflege.

Bei der Anerkennung meiner akademischen Leistungen, wie bei allen anderen Schritten, stand mir das International Office meiner Heimathochschule stets helfend zur Seite.

Fazit

Das Leben in Mailand war auch neben dem Studium eine großartige Erfahrung. Die Stadt ist sehr belebt und auch das Nachtlebend sehr aktiv. Vor allem für kreative Menschen ist es ein Hotspot. Von Thrift Shopping über kulturelles Sightseeing und etlichen Museumsbesuchen bis hin zu Veranstaltungen der Fashionweek – ich habe mich noch nie so zuhause gefühlt wie in Mailand.

Ich bin dankbar, dass die Europäische Union Student*innen die Möglichkeit gibt, unkompliziert im Ausland zu studieren und dafür zusätzlich sogar noch gefördert zu werden. Aufgrund der hohen Unterhalts und Lebenskosten in Mailand wäre mir der Aufenthalt ohne diese Förderung nicht möglich gewesen. Erasmus stärkte mein europäisches Gemeinschaftsgefühl und machte mir die Bedeutung der EU für den Zusammenhalt Europas jeden Tag deutlich.

Der Auslandsaufenthalt in Mailand war die beste Erfahrung, die ich hätte machen können, und ich würde jeder Person, die mit dem Gedanken spielt, ein Semester im Ausland zu studieren, ans Herz legen, dies zu tun. Man wächst persönlich, wird selbstständiger, lernt mit Herausforderungen eigenständig und konstruktiv umzugehen, sich an den richtigen Stellen Unterstützung zu suchen, verbessert seine Sprachkenntnisse und lernt viele tolle Menschen kennen. In einem Satz: Man findet ein zweites Zuhause weit weg von Zuhause.