Fashion Journalism & Communication (B.A.)

Pauline Straub schreibt über Vergänglichkeit

Eine Annäherung an einen Begriff, der oftmals mit negativen Gefühlswelten assoziiert wird und ein Versuch diesem eine neue Perspektive zu geben.

Profil Pauline Straub

Für ihre Abschlussarbeit im 7. Semester der AMD Berlin hat sich Pauline Straub dem Dachthema „Vergänglichkeit“ gewidmet – ein Wort, welches einerseits die schönsten, aber auch die schlimmsten Gefühlswelten umfasst. Die Vergänglichkeit beschreibt das Prozesshafte der Welt, das Entstehen und Vergehen von Wesen, Dingen und Zuständen. In der Gesellschaft wird dieser schöne Begriff dagegen oftmals eher negativ konnotiert. Mit ihrer Arbeit – bestehend aus einem Magazin und der Abschlusspräsentation – möchte Pauline Straub diesen Begriff in ein anderes Licht rücken.

Unter dem Magazin-Titel aeon (=Ewigkeit) werden verschiedene Facetten dieser Beobachtung aufgegriffen. Ohne Seitenzahlen und Inhaltsübersicht soll das Magazin die Leser*innen auf eine Reise mitnehmen und dazu auffordern sich auf die einzelnen Themenwelten unvoreingenommen einzulassen – mit dem Ziel die eigene Sicht zu hinterfragen oder neue Aspekte hinzuzufügen.

Die Atacama-Wüste als Sinnbild unseres eigenen Konsums, ein Gespräch mit einer Ärztin zum Thema Altern und Schönheit, ein Ausflug ins Metaverse, ein analoger Foto-Spaziergang durch Berlin, wo Vergangenheit auf Gegenwart trifft, eine Bilderreihe, in der aus Wissenschaft Kunst wird in Form von Organismus-Kompositionen aus Schimmel. Eine Modestrecke, die die innere Diskrepanz der beginnenden Corona-Pandemie und die daraus entstandene, ambivalente Gefühlswelt aus Überforderung, Monotonie und Einsamkeit aufgreift ¬– das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit und das Abwägen von Begegnung und Nähe, während die Distanz die größte Wertschätzung darstellen kann, das zentrale Motiv dieser Fotostrecke.

Die Abschlusspräsentation widmet sich dem japanischen Ästhetikkonzept des Wabi Sabi, welches den Aspekt der Unvollkommenheit und die Zurschaustellung dieser verkörpert. Wabi Sabi nährt alles, was authentisch ist, da es drei einfache Wahrheiten anerkennt: Nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt. Verschiedene Kunstformen stehen für diese eigene Ästhetik – Ikebana, die japanische Kunst des Blumen-Bindens, die aufwändig gestalteten Steingärten und nicht zuletzt Kintsugi, eine besonders aufwändige Reparaturmethode von Keramik, in der die Bruchstücke mit Japanlack zusammengefügt und mit Goldpulver veredelt werden.

Im Rahmen dieses Projekts ist eine Videoreportage entstanden, in der Pauline Straub die Berliner Kintsugi-Künstlerin Eva Lenz-Collier besucht, mit ihr über diese besondere Kunstform und ihre Arbeit spricht und den Prozess hinter einem jeden Objekt bebildert. Kintsugi steht für die Akzeptanz und das Zelebrieren von Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit, dem Bewahren von Erinnerungsstücken und in dieser Zeit auch für den Nachhaltigkeitsgedanken.

Die gesamte Arbeit soll ein Plädoyer dafür sein, dass Zurückblicken auch Erinnern heißt, Altern auch Wachstum bedeutet und die Zukunft nicht ohne die Vergangenheit funktionieren kann.

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