Fashion Journalism & Communication (B.A.)

Identität 2.0 – von disruptiven Technologien und digitalen Alter Egos

Eine Auseinandersetzung mit der Verschmelzung von Technologie und Mensch: Was passiert mit Identität, wenn der Homo Sapiens zum Homo Digitalis wird?

Profil Ornella Sonderegger

175.000.000.000.000.000.000.000 Bytes. Bis 2025 soll sich laut der International Data Corporation der jährliche globale Datenverkehr auf die Zahl 175 gefolgt von 21 Nullen belaufen. Eine Nummer, die verrät, wie wichtig es geworden ist, über digitale Identität zu sprechen. Die Menschheit hat ihre Haut schon längst mit einer virtuellen Schicht überzogen, die sie in eine Blase hüllt, die weder wegzudenken noch wegzuwünschen wäre. Technologie ist ein Paradoxon. Der Mensch hat diese Innovation aus seiner eigenen Feder kreiert, und doch ist sie es, die dessen Verhalten heutzutage so maßgeblich beeinflusst. Sie erleichtert den Alltag und fällt der Gesellschaft gleichzeitig in den Rücken, indem sie gläserne Menschen schafft. Ein Leben ohne Technologie wird es nicht mehr geben. Eine menschliche Identität ohne digitale Komponente ebenso wenig. Natürlich dreht sich Identität um vieles mehr – Gender, Religion, Herkunft. Doch „Identität 2.0“ konzentriert sich auf den digitalen Raum. Dort kann jeder alles sein.

Durch die Digitalisierung ist nicht nur der Mensch in einer weiteren Identitätsebene angelangt, auch ganzen Branchen werden neue Dimensionen eröffnet. Davon sind nicht alleine die offensichtlichen, technikbasierten Industrien betroffen, nein, auch die Fashion-Branche, die mit virtueller Mode, 3D-Druck und smarter Textiltechnologie einer spannenden Zukunft entgegenblickt. Gleichzeitig offenbart der Hype ums Digitale seine Schattenseiten. Die Selbstinszenierung auf Social-Media-Kanälen führt zu einem massenhaften Pseudo-Individualismus und sozialem Vergleich, Gamer verlieren sich in ihren fiktiven Charakteren und Cyberverbrechen wie Identitätsdiebstahl bringen sogar das Bundeskriminalamt an seine Grenzen.

In einer Welt, in der man morgens aufsteht, um in einen kleinen Bildschirm zu schauen, tagsüber bei der Arbeit in einen großen Bildschirm schaut, nur um dann nach Hause zu kommen, um in einen noch größeren Bildschirm zu schauen, verschwimmen die Grenzen zwischen realem und digitalem Raum. Authentizität und Überoptimierung. Anonymität und Offenlegung. Zwang und Freiheit. „Identität 2.0“ ergründet sowohl die Chancen als auch Abgründe einer digitalisierten Gesellschaft und wagt einen Blick in die Zukunft: Will der Mensch die Technologie kontrollieren oder sich zunehmend selbst kontrollieren lassen?

Kreativkopf und Autodidaktin, die um die Ecke schaut, bevor es andere tun.

Ornella Sonderegger kontaktieren