Interior Design (B.A.)

Ein wabi-sabi-Teeraum mit japanischen und westlichen Designeinflüssen.

Eine räumliche Neuinterpretation des japanischen Teeraums und der wabi-sabi-Designästhetik in Verbindung mit modernen westlichen Designelementen.

Profil Clara Papp

Es ist schon lange die Norm in dem modernen westlichen Design, dass Schönheit gleichgestellt wird mit Perfektion. Perfektion und Schönheit bedeutet in der Raumgestaltung Symmetrie und Einheitlichkeit, ohne Fehler. Doch gibt es in Japan eine Designästhetik, die genau das Gegenteil als Schönheitsideal ansieht, namens wabi-sabi.

Wabi-sabi ist eine Ausprägung von traditioneller japanischer Schönheit. Dabei ist diese Schönheit eine der unvollkommenen und vergänglicher Dinge, welche auch Schönheit in unkonventionellen Dingen sieht. Diese Designästhetik spielte eine zentrale Rolle in der japanischen Teekunst und dessen Teeräume und zieht Inspiration aus der Natur. Der Gedanke, dass ein Schönheitsideal existiert, welches Imperfektionen als Schönheit erkennt und Fehler als etwas, was hervorgehoben werden sollte, inspirierte diese Arbeit.

Die Schönheit, die wabi-sabi verkörpert, nämlich die Schönheit in imperfekten Dingen zu sehen, wird im westlichen Design stark unterschätzt und findet keine Anwendung. In diesem Projekt wurden wabi-sabi, die kintsugi-Kunst, die japanischen Teeräume, sowie auch die kontrastierenden westlichen Designprinzipien analysiert und dafür benutzt ein Raumkonzept im Gastronomiebereich planerisch zu entwerfen und umzusetzen.
Kintsugi ist eine Methodik Keramik zu reparieren, indem Risse mit Gold hervorgehoben werden, um die Imperfektionen der Keramik zu zeigen. Diese wird neu interpretiert, indem sie als Reperaturmethodik für architektonische Objekte benutzt werden soll. Dabei werden die Risse und Fehler des Objekts hervorgehoben, indem ein wabi-sabi-Material, nämlich Bambus, in die Risse eingesetzt wird. Das kontrastierende Material des Bambus mit dem des Objekts verstärkt den Effekt der kintsugi-Technik. Hierbei wird eine neue Methodik des Upcyclings kreiert.

Weiterhin soll eine Neuinterpretation der alten Teeräume des 16. Jahrhunderts entstehen, die wabi-sabi als Gestaltungsmittel benutzten. Diese Interpretation soll Elemente der alten wabi-sabi-Teeräume mit Elementen des modernen westlichen Designs verbinden. Das Ziel dieses Projektes ist es somit, eine Verbindung der alten japanischen wabi-sabi-Ästhetik mit der modernen westlichen Designästhetik, und somit eine Art Übergangsdesign, zu schaffen. So soll das wabi-sabi-Konzept wieder an Popularität gewinnen und auch der westlichen Kultur präsentiert werden und dort eingeführt werden.
Es entsteht ein Raum, der in vier unterschiedliche Bereiche unterteilt wird, in welchen jeweils individuelle Teezeremonien stattfinden können. Die Gestaltung des Raums ist eine Kombination eines modernen westlichen Cafes mit den Jahrhundert-alten kleinen Teeräumen aus Japan. Bei der räumlichen Gestaltung werden auch verschiedenste japanische Designprinzipien angewendet, um zum wabi-sabi-Design und zur Atmosphäre beizutragen. Dazu gehören unter anderem das Prinzip der Asymmetrie und das japanische Gestaltungsprinzip Dunkelheit als Gestaltungsmittel zu nutzen, indem Beleuchtung gezielt verwendet wird und Schatten als Designelement benutzt werden.

Die Bereiche werden durch durchlässige Grenzen in Form von abgehängten Stoffbahnen voneinander abgetrennt, um Privatsphäre zwischen den Bereichen zu schaffen, und die Beleuchtung des Raums wird minimalistisch und detailliert eingesetzt, um eine Atmosphäre der Geborgenheit zu erzeugen. Auch die Fenster werden mit Sichtblenden verdeckt, um zur Atmosphäre beizutragen. Dabei besitzen die Materialien, Möbel und Farbtöne alle wabi-sabi-Charakteristiken, sowie auch Eigenschaften anderer japanischen Designaspekte, wie beispielsweise Asymmetrie, Minimalismus, Imperfektionen und natürlichen Farben, Formen und Strukturen. Es werden viel organische Formen benutzt, sowie auch natürliche Materialien wie Bambus, Holz, Stein und Lehm.

Die Benutzung dieses Raums im Zusammenhang mit der Teezeremonie schafft für die Person einen Rückzugsort vom hektischen täglichen Leben, und ermöglicht eine Atmosphäre der Geborgenheit, Sicherheit und Ruhe.

Als heranwachsende Innenarchitektin ist es mein Ziel die Designmethoden von heute zu erweitern und zu verbessern, und dabei für Menschen optimale Räume und Atmosphären zu schaffen. Dafür ziehe ich gerne Inspirationen aus der Vergangenheit und verschiedensten Kulturen, um Neues zu kreieren und Altes zu bewahren. Als eine kreative Perfektionistin, war das Thema der Arbeit, nämlich Imperfektionen in allen Formen, eine willkommene Herausforderung.

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