Mode & Designmanagement (B.A.)

African Fashion on the Rise –mehr als koloniale Kontinuitäten und White Savior

Auswirkungen kolonialer Kontinuitäten und des White Savior Industrial Complex auf die Bekleidungs- und Textilindustrie West-, Zentral-, und Ostafrikas

Profil Marara Wildfeuer

„A group of Africans have come together to do something for Africa and one neocolonialist was able to thwart the whole project. I hope Africans wake up and continue to fight against all modern forms of colonialism.“ – Obi Asika, DRAGON AFRICA

Nach dem Skandal des holländischen Textilunternehmens VLISCO, welches die als fälschlicherweise „traditionell“ afrikanischen bezeichneten Waxprint Stoffe verkauft, werden koloniale Kontinuitäten und White Savior Industrial Complex des Westens innerhalb der Bekleidungs- und Textilindustrie deutlicher. Die ersten Auswirkungen dieser westlichen Machtstrukturen auf den Bekleidungs-und Textilmarkt afrikanischer Länder und deren Modeidentität machen sich erstmals mit Ankunft der Kolonialherrscher bemerkbar. Diese Fäden der teilweisen Zerstörung und Unterdrückung des lokalen Bekleidungsmarkts subsaharischer Länder, ihrer Traditionen und Kulturen sowie kreativen Outputs, beispielsweise in Form von Mode, ziehen sich bis in die nun neu aufstrebende afrikanische Modewelt.

Diese steht auch in der westlichen Bekleidungs-und Textilindustrie im Spotlight und Indizien für Anleihen aus afrikanischen Kulturen werden deutlicher präsenter. Die Zahl an binationalen Kooperationen nimmt zu, Black-owned-Businesses werden gegründet und afrikanische Frauen im Marketing und auf Laufstegen immer mehr vertreten. Doch mit dem Kapitalismus des Westens und seinen finanzoligarchischen Machtstrukturen gerät die Dualität der Mode in den Hintergrund. Diese Bachelorarbeit ging der Frage nach, welche Auswirkungen koloniale Kontinuitäten und der White Savior Industrial Complex des globalen Westens, insbesondere Europas und der USA, auf die Modebranche west-, zentral-, und ostafrikanischer Länder haben und inwiefern ihre Stakeholder der Bekleidungs- und Textilindustrie etwaige Herausforderungen überwinden. Ziel der Arbeit war es, zum Diskurs über Postkolonialismus in der Mode mit ihrem Absatzmarkt in der Bekleidungs-und Textilindustrie beizutragen und die Beziehung des globalen Westes zu West-, Zentral-, und Ostafrika offenzulegen. Narrative um die Stereotypisierung und das Bezeichnen bestimmter afrikanischer Moden als „traditionell“ sollen aufgezeigt und verändert werden. Die Multidimensionalität der Mode sollte zur Förderungen eines gemeinsamen nachhaltigen Wachstums der Bekleidungs- und Textilindustrie erfasst und vermittelt werden. Mit voranschreitender Globalisierung und Digitalisierung und einer wachsenden Konsumgesellschaft müssen der Fachbereich der Modetheorie und seine Vertreter dem Laien und der Industrie ein tieferes Verständnis und Kenntnisse über die Hintergründe der Mode ermöglichen. Diskurse über kulturelle Aneignung, afrikanische Artefakte in Museen und weißes Herrschaftswissen müssen geführt werden, um Narrativen, die ein wirtschaftliches Wachstum bremsen, zu verändern und zu überwinden.

In Methodik und Aufbau besteht die Arbeit aus umfangreicher Literaturrecherche und Expertengesprächen mit Stakeholdern der afrikanischen Bekleidungs-und Textilindustrie und Modeszene sowie einer Szenario-Analyse. Die Arbeit gliedert sich in fünf Teile. Der erste Teil widmet sich dem Mode Begriff und gibt Einblicke in die westliche und afrikanische Auffassung von Mode. Der zweite Teil liefert Informationen über das afrikanische Modeverständnis und die Beziehung der Bekleidungs- und Textilindustrie zwischen subsaharischen afrikanischen Ländern und dem Westen vor und zu Kolonialzeiten. Anschließend gibt die Case Study am Beispiel Kenias und seiner Fashion City Nairobi Auskunft über den Status Quo der afrikanischen Modeidentität und der Bekleidungs- und Textilindustrie. Die angeführten Expertengespräche mit lokalen Unternehmen bilden das Grundgerüst für die Szenario-Analyse im fünften Teil der Arbeit. Diese besteht aus einem Negativ- und einem Positiv-Szenario. Letzteres wird mittels des gestalterischen Booklets zur Arbeit mit dem Titel LOOKU verwirklicht.

Als Kind entdeckte ich meine Leidenschaft für Textilien und Mode beim Drapieren der wunderschön Kanga Stoffe aus dem Heimatland meines Vaters, Kenia. Im Laufe der Jahre entwickelte ich vor allem durch die Berichte über rassistische Erfahrungen meines Vaters in der Arbeitswelt sowie meine eigenen ein Interesse für Politik und Wirtschaft. Um diese beiden Welten zu verbinden, widmete ich meine Bachelorarbeit dem Diskurs über koloniale Kontinuitäten in der Bekleidungs- und Textilindustrie.

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