KONGRESS (2020) “TRANSFORMATIONEN: ZEICHEN UND IHRE OBJEKT IM WANDEL”

CFP: PANEL RELIGION, POLITIK UND MODE – ZIRKULATION DER ZEICHEN

16. Internationaler Kongress 2020 der Deutschen Gesellschaft für Semiotik (DGS) e.V. „Transformationen: Zeichen und ihre Objekt im Wandel“ (Chemnitz, 22. bis 26. September 2020)

Fashion und Design Studies konstituieren ein weit verzweigtes, interdisziplinär ausgerichtetes Feld des Wissens, das in den letzten Jahren im internationalen Forschungskontext hohe Bedeutung erlangte. Kulturanthropologische, soziologische, ethische, ästhetische und medienwissenschaftliche Ansätze eröffnen den Zugang zum wissenschaftlichen Studium der kreativen Praktiken von Mode und Design. „Sich Kleiden“ ist ein wesentliches Element der Hervorbringung des gesellschaftlich-individuellen Habitus, der die untrennbare wechselseitige Durchdringung von Körper und Selbst manifestiert. Strategien der Körperpolitik sind ebenso zu analysieren wie vestimentäre Inszenierungen von Gender, historische und aktuelle Technologien von Mode und Kleidung, Materialien der Zukunft, Markttauglichkeit oder der permanente Strukturwandel des Modesystems. Prozesse von Entwurf, technischer Entwicklung, Handhabung und Semiotik von Zeugnissen materieller Kultur im Spannungsfeld von (Markt)Konformität und Nonkonformität sollen im Rahmen bewährter oder auch neuartiger, praxisnaher Forschungskonzepte untersucht werden, deren Entfaltung ihrerseits Forschungsgegenstände sein können.

CALL FOR PAPERS

Die Sprache der Mode bezieht sich in der Regel, wie der Literaturwissenschaftler Roland Barthes konstatierte, zunächst einmal auf sich selbst. Es geht vor allem um Abwechslung und um formale Differenzen: mal ist der Rock lang, mal ist er kurz, mal ist der Anzug schmal geschnitten, dann wieder weit. Barthes sieht den ausdrücklich signifizierenden Aspekt vor allem in den Kommentaren, die die Mode von Außen begleiten und ihr so eine Stimme verleihen. Aus dieser Sicht wäre die Mode folglich kein vornehmlich signifizierendes System, das Mitteilungen aussenden möchte, etwa im Vergleich zur Kunst. Dennoch ist zu beobachten, dass die Mode seit einigen Jahren immer häufiger Stellung nimmt zu bestimmten Fragen, die die Gesellschaft beschäftigen. Kleider werden als Medien genutzt, um auf der Körperoberfläche Botschaften zu platzieren. Dies geschieht einerseits im Alltag: Politische Bewegungen definieren ihre Zugehörigkeit über Kleider oder lassen sich über ihr Äußeres einordnen, zum Beispiel die „orangene Revolution“ oder die „Gelbwesten“. Andererseits wird der Laufsteg genutzt, um innerhalb des Modesystems Botschaften zu platzieren: Auf Fashion Shows werden T-Shirts gezeigt mit der Aufschrift „We are all Feminists“, oder Designer engagieren sich für Nachhaltigkeit durch vegane Kollektionen, die dies wahrnehmbar signalisieren. Auch wenn die Mode immer schon aus dem Zeichenreservoir von Kultur und Gesellschaft schöpft, so drängt sich doch die Frage auf, was diese Zirkulation der Zeichen zum einen mit den Zeichen selbst macht und was sie zum anderen auf den beteiligten Seiten bewirkt.

Das Panel beschäftigt sich mit der Thematik, welche Zeichenprozesse vollzogen werden, wenn ausdrückliche (oder implizite) Botschaften in der Mode vorkommen – werden die Zeichen zu ästhetischen Ornamenten oder können sie ihre mögliche politische Aussagekraft im Rahmen der Mode behalten? Welche Botschaften können in der Mode überhaupt transportiert werden? Werden religiöse Symbole aus der Mode ausgeschlossen oder wird ihnen einfach die Bedeutung entzogen, sobald sie in der Mode auftauchen? Kann sich über die Mode am Ende sogar das Erscheinungsbild von Religionen verändern? Welche Bedeutung hat Kleidung als Ausdrucksmittel für politische Bewegungen? Lädt das Thema Nachhaltigkeit die Mode mit neuen „Inhalten“ auf?

INFORMATIONEN ZU ORGANISATION UND ABLAUF

Der Kongress wird vom 22. bis 26. September 2020 an der Technischen Universität Chemnitz stattfinden.

Kontakt Prof. Dr. Petra Leutner (petra.leutner@amdnet.de).

Konzeption und Ausrichtung der Konferenz: Ellen Fricke (ellen.fricke@phil.tu-chemnitz.de), Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation, Technische Universität Chemnitz.

Organisation der Konferenz: Matthias Meiler (matthias.meiler@phil.tu-chemnitz.de) und Martin Siefkes (martin.siefkes@phil.tu-chemnitz.de) sowie Jana Bressem und Daniel Schöller. Weitere Infos finden Sie auf der Homepage der deutschen Gesellschaft für Semiotik.