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Otilia Vlad ist “Designerin des Jahres”: Die Künstlerin und Aktivistin im Interview

Otilia Vlad krempelt ihr Leben mit 40 Jahren noch einmal um, und beginnt ein Mode Design (B.A.)-Studium an der AMD in München. In ihrer Mode verbindet sie Kultur, Tradition und Nachhaltigkeit und wurde dafür nun vom Verband Deutscher Mode und Textildesigner zur “Designerin des Jahrs” gekürt. Im Interview erzählt uns die 48-Jährige, was ihr dieser Preis bedeutet und wo sie ihre Inspirationen findet.

Wie sind Sie zum Modedesign gekommen?

Nach dem Tod meines Ehemannes hat das Leben für mich andere Dimensionen angenommen. Es war eine schwere Zeit, aber ich hatte das Bedürfnis, meine früheren Träume umzusetzen und meine Persönlichkeit der Welt vorzustellen. So habe ich verhältnismäßig spät wieder angefangen zu studieren. Diesmal Modedesign, als Vollendung meines ersten Studiums in Textiltechnologie.

“Homage”
“Organic”
“Frozen”

Was haben Sie an der AMD gelernt, was Sie beruflich weitergebracht hat?

Die AMD hat mir die Flügel weit geöffnet und mich ermutigt, einfach ich selbst zu sein. Meine Dozenten und Professoren waren von meinem kreativen Potenzial seit Beginn meines Studiums sehr beeindruckt und haben mir daher die Freiheit gegeben, unbegrenzt zu experimentieren und mich auszudrücken.

Im Rahmen der Berlin Fashion Week wurden Sie vom Verband Deutscher Mode und Textildesigner (VDMD) als “Designerin des Jahres” ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen der Preis?

Ich finde, es ist ein mutiger Akt von den Fachleuten, eine Designerin auszuzeichnen, die sich eher als Künstlerin und Aktivistin zeigt. Ihre Entscheidung ehrt mich und überzeugt mich gleichzeitig, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Was war die Inspiration für Ihre jüngste Kollektion “Sagesse d’une Muse”? 

Es gibt für alle Ländern gemeinsame Thematiken, für die wir Interesse zeigen und kämpfen müssen oder über die wir manchmal nur träumen dürfen.

Frieden, Freiheit, Menschenrechte, Kinder- und Umweltschutz, Erhaltung der Tradition und Kultur als Werte, die die Menschheit mit der Zeit geerbt hat – diese Dinge erzeugen zusammen die Hoffnung nach einer besseren Welt für uns, für die nächsten Generationen und für die Zukunft unseres Planeten.

Durch diese Kollektion lade ich die Leute dazu ein, mit ihrer Kleidung, Elemente aus unterschiedlichen Traditionen und Kulturen zu tragen. Damit zeigen sie gegenseitigen Respekt und Akzeptanz.

Jedes Stück zeigt die Darstellung unterschiedlicher Völker durch typische Details und Techniken: plissierte Details, die an Scottish Kilt oder japanischen Hakama erinnern, türkischer Kaftan, griechische Kolonato-Chemise, deutsches oder österreichisches Dirndl, Balkan-Schürzen und Chemise, Azorean Capote – all dies macht die Kollektion lebendig und spricht über die Schönheit und Vielfalt der Kultur als Grundvoraussetzung für Nachhaltigkeit.

Wovon lassen Sie sich generell inspirieren?

Hauptsächlich aus der Natur und Tradition. Ich sehe Kleinigkeiten, die für die meisten unbemerkbar bleiben, aber die mich sehr bewegen. Diese werden weiter mit meinen Erfahrungen und Wissen vernetzt. Dann drehe und transformiere ich meine Ideen, bis ich am Ende etwas Einzigartiges und Außergewöhnliches erschaffe.

Gibt es Designer, zu denen Sie aufschauen?

Ja, insbesonders zu denen, die künstlerisch sehr stark sind. Aber mein Ziel ist nicht, mich von ihren Arbeiten inspirieren zu lassen, sondern aufzupassen, dass meine Kreationen weiter einzigartig bleiben.

Was möchten Sie mit Ihrer Mode ausdrücken und verändern?

Sie darf nicht langweilig oder umweltschädlich sein. Sie soll immer innovativ und verantwortungsbewusst entworfen und umgesetzt werden. Sie soll auf den Umweltschutz und allgemein die Qualität des Lebens aufmerksam machen. Diese Prinzipien begleiten konsequent jede Entscheidung, die ich während des Arbeitsprozesses treffe.

Was bedeutet Mode für Sie? 

Leidenschaft, Kraft, Widmung, Lebensstil, Verantwortung.

Wo liegt für Sie die Zukunft der Modebranche?

Es wird leider weiterhin eine dunkle Zeit in der Mode geben, wenn die Modeindustrie nicht langsam anfängt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Aber jeder Schritt nach vorne ist willkommen.


Fotos von der Verleihung: Susan Wrschka
Fotos von “Sagesse d’une Muse”: Armin Reinhardt