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CLOTHESfriends: AMD-Absolventinnen gründen Mode-Sharing-Plattform

Carmen und Sonja studierten beide Fashion Journalism & Communication (B.A.) an der AMD in München. Dort kreuzten sich ihre Wege und sie erkannten schnell, dass sie beide einen Beitrag zu dem wichtigen Thema “Nachhaltigkeit“ innerhalb der Mode-Branche leisten wollen. So entwickelten sie die Plattform CLOTHESfriends, mit der eine sinnvolle und nachhaltige Alternative zum Shopping geboten wird. Das Konzept? Man mietet und vermietet Kleidung. Dabei spart man nicht nur eine Menge Platz im Kleiderschrank, sondern sorgt auch für eine stets abwechslungsreiche Garderobe. Zusätzlich zum Thema Nachhaltigkeit wird bei CLOTHESfriends auch die Freude an Mode ganz groß geschrieben. Im Interview sprechen die beiden Gründerinnen über ihre Motive, das Konzept der Mode-Plattform und ihre Wünsche für die Zukunft.

1. Wie habt Ihr beide zueinander gefunden?

Sonja: Wir haben uns an der AMD in München kennengelernt. Carmen ist ursprünglich aus der Schweiz und tatsächlich haben wir uns erst gegen Ende des Studiums näher angefreundet.

2. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ein eigenes Business zu starten?

Carmen: Die Entstehung unserer Freundschaft hat auch mit der Idee, wie wir zu unserem Business gekommen sind, zu tun. Denn wir beide haben uns bei unserer Bachelor-Arbeit um Nachhaltigkeit und die Zukunft in der Modeindustrie beschäftigt. Da ich mich speziell mit dem Aspekt der zirkulären Mode auseinandergesetzt habe, spielte ich schon länger mit dem Gedanken, ein Konzept zu entwerfen, dass Konsumenten an diesem „zirkulären Modesystem“ teilnehmen lässt. 

Sonja: Näher ins Gespräch sind wir dann auf der Zugfahrt nach Rottweil gekommen, da habe ich für unser Abschlussmagazin „MO:DE 11“ Recherche betrieben und Carmen wollte ganz random mitkommen, weil sie dort Fotos machen wollte. Im gleichen Sommer haben wir uns dann vorgenommen, das Projekt ernsthaft anzugehen. 

3. Wie habt Ihr Euch auf den Weg zur Firmengründung vorbereitet?

Carmen: Wir wurden quasi von uns selbst ins kalte Wasser geschmissen. Wir steckten ja noch in unserer Abschlussphase und haben beide auch nebenbei gearbeitet. Dementsprechend hat das alles ein bisschen gedauert, bis CLOTHESfriends tatsächlich Form angenommen hat. Zudem hatten wir überhaupt keine Ahnung von dem Thema Firmengründung. Schnell haben wir gemerkt, dass es zwar ziemlich cool  ist, ein eigenes Baby zu haben, aber auch, was das Ganze für eine große Verantwortung mit sich bringt. 

Sonja: Wir hatten zwar hilfreiche Unterstützung durch verschiedene Berater und unserer Familie, aber der Rest ist dann durch „learning by doing entstanden. 

4. Wie war es, das Konzept unter Coronabedingungen zu erarbeiten?

Carmen: Positiv war, dass wir mehr Zeit hatten, unseren ersten Businessplan intensiv zu erarbeiten und uns auf das Projekt zu fokussieren. Wir finden, dass Konzept und Philosophie zum aktuellen Zeitgeist und dem veränderten Konsumverhalten passen. Das kann man innerhalb von aktuellen Studien auch gut beobachten. Man sieht, dass die Leute gerade in Zeiten von Corona bewusster in ihrem Kaufverhalten sind und eventuell auch nachhaltig über die Pandemie hinaus ihr Mindset verändern. Wir hoffen also, dass dieser Aspekt uns in die Karten spielt.

5. Corona ist unvorhersehbar, denkt Ihr, die Nachfrage nach Kleidung ist immer noch groß?

Sonja: Wir sind uns bewusst, dass gerade jetzt, wo viele im Homeoffice stecken, kein unbedingter Anlass für neue Kleidung gegeben ist. Wir hoffen und erwarten aber dennoch, dass die Leute im kommenden Frühling wieder öfter nach draußen gehen und dadurch auch mehr Lust an Mode haben.

6. Wie würdet Ihr Euer Konzept in drei Worten beschreiben?

Carmen: MEET, SHARE und STYLE FAIR. MEET: der Community Aspekt, denn wir möchten die Leute zusammenbringen. SHARE: das Teilen der Kleidung auf coole Art und Weise und STYLE FAIR: der bewusste Gedanke, mit einem guten Gewissen Kleidung zu stylen.

7. Ihr befindet euch gerade in der sogenannten Testphase, wie lief diese bisher ab und welche Erkenntnisse habt Ihr daraus bereits ziehen können? 

Carmen: Die Testphase kam bisher super an. Wir haben den Leuten die Möglichkeit gegeben, sich Kleidung über die Test-Website auszuleihen und sie dann wieder an uns zurückzugeben. Erfreulicherweise haben einige teilgenommen und auch ihre Kleidungsstücke zum Verleih angeboten. Wir glauben, dass momentan viele ihren Kleiderschrank ausmisten und sich dieser Verleih deswegen sehr gut anbietet.

Sonja: Durch die Testphase haben wir gemerkt, dass der ganze Ablaufprozess noch einfacher werden muss. Der „support your local“-Gedanke, den wir mit den Cafés und Restaurants als Hub-System nutzen wollen, werden wir weiterhin anbieten. Dennoch wollen wir den Leuten auch ermöglichen, deutschlandweit Kleidung auszutauschen. Deswegen wird das Ganze zusätzlich postalisch angeboten werden.

8. Wie funktioniert der Prozess mit den Cafés und dem Austausch von Kleidung genau?

Sonja: Die User können zwischen dem lokalen Treffpunkt und der postalischen Versandart wählen. Wenn man sich für die Hubs entscheidet, sammelt man neben Gutscheinen für Ermäßigungen auch sogenannte „CLOTHESTfriends-Coins“, die man bei den jeweiligen Cafés, Stores oder Community-Spots , mit denen wir kooperieren, einlösen kann.

9. Welche Zielgruppe(n) möchtet ihr mit CLOTHESFriends ansprechen?

Sonja: Wir möchten jeden abholen, der Lust und Spaß an Mode hat und nach einer nachhaltigen Lösung sucht, wie man diese konsumieren kann, ohne dabei viel Geld ausgeben zu müssen. Unser Konzept zielt außerdem darauf ab, dass man immer einen abwechslungsreichen Kleiderschrank haben kann, ohne das Thema Nachhaltigkeit außer Acht zu lassen. 

Carmen: Wir möchten Verleihern die Möglichkeit bieten, mit dem Ausmisten ihrer Kleidung, die sie nicht mehr tragen, Geld zu verdienen. Den Store-Besitzern, die den Austausch ermöglichen, möchten wir mit unserem Konzept neue Kundschaft an Land ziehen. Darüber hinaus möchten wir Newcomer und kleine Brands ansprechen, die unsere Plattform als eine Art Schaufenster für ihre Mode nutzen können. 

10. Habt ihr schon Brands mit an Bord?

Carmen: Ja unteranderem „The Renewery“. Sie stellen Blusen aus alten Vintage-Hemden her und haben uns bei den Renting-Slots bereits unterstützt.

11. Wie geht es weiter? Wann wird CLOTHESFriends gelauncht und was ist dafür geplant?

Sonja: Die App und die dazugehörige Browser-Variante werden im April online gehen. Wir arbeiten gerade an Marketing-Strategien, haben ein Kampagnen-Shooting umgesetzt und sind gerade dabei, Influencer zu engagieren. Zudem möchten wir regelmäßige Feedback-Sessions mit unseren Usern organisieren, bei denen sie ihre Erfahrungen austauschen können.

Back to the Roots: Das Kampagnen-Shooting von CLOTHESfriends in der Münchner AMD-Aula. Wie in alten Zeiten wirkten auch Freundinnen Rosella Lofino und Eva Kapeller mit, die zusammen mit Carmen und Sonja an der AMD studierten. Als Stylistinnen übernahmen sie die gesamte Produktion und verwendeten Vintage-Pieces und Kleidung die man auf der Plattform mieten kann. 

10. Wo seht ihr CLOTHESFriends in fünf Jahren?

Sonja: Unser Traum ist, CLOTHESfriends für so viele Menschen wie möglich zugänglich zu machen – das bedeutet, dass wir sowohl das Konzept erweitern als auch mit neuen verschiedenen Partnern kooperieren. Außerdem würden wir die Plattform gerne irgendwann auch international ausbauen um den Menschen auf Reisen zu ermöglichen, sich im Ausland easy Kleidung zu leihen, anstelle davon, den halben Kleiderschrank im Koffer mitschleppen zu müssen.

Carmen: Generell hoffen wir, dass sich bis dahin das Konsumverhalten der Gesellschaft weiter positiv verändert und sich mit CLOTHESfriends eine Plattform etabliert, die für das wichtige Thema Nachhaltigkeit in der Mode-Branche steht. Aus diesem sozialen Aspekt heraus möchten wir in der Zukunft Stiftungen gründen, die sich auf die nachhaltigen Aspekte und allgemeinen Bedingungen in den Produktionsländern konzentriert.

CLOTHESfriends wird im April offiziell gelauncht. Damit Ihr nichts verpasst, halten Euch die beiden Gründerinnen auf ihrer Webseite und ihren Social Media Kanälen auf dem Laufenden.